Flüchtlinge am Stadtrand von Tripolis im Juni 2012 (Foto: dpa)

Di, 20.08.2013 - Station 2: Libyen

Von Nigeria flüchtete Dickson Mobosi nach Libyen. Er blieb dort von 2003 bis 2011, fand eine Frau, die er heiraten wollte, und Arbeit als Schweißer in einer Werkstatt. Doch dann kam der Krieg.

Dickson Mobosi schildert Inforadio-Reporter Oliver Soos seine Flucht von Nigeria durch die Wüste nach Libyen. "Wir sind in einen großen Lastwagen gestiegen. 250 Menschen, mit Gepäck. Die Fahrt hat drei Wochen gedauert. Es ging durch die Wüste, von Nigeria durch Niger bis nach Libyen." In der Wüste gibt es nur wenige Grenzposten, aber die Fahrt ist lebensgefährlich. Einige der Trucks hatten Pannen, Flüchtlinge sind verdurstet. "Doch wir hatten Glück. Ende 2003 bin ich in Libyen angekommen."

Dort lebte Dickson Mobosi etwa acht Jahre lang; die meiste Zeit in Mesrata. In einer Fabrik fand er Arbeit als Schweißer und baute Anhänger für Tanklastwagen. "Ich hatte ein Leben, eine Wohnung, eine Freundin, die ich heiraten wollte." Doch 2011 brach der Krieg in Libyen aus, "und er war sehr brutal." Die Libyer haben Schwarze schon immer gehasst. "Die Rebellen, die gegen Gaddafi kämpften, haben den Krieg genutzt, um uns umzubringen. Sie haben uns gejagt." Als die NATO angriff, seien überall Missiles eingeschlagen. "Wir haben uns drei Wochen bei mir zuhause eingeschlossen. Meine Freundin hat das nicht ausgehalten; sie hat einen Schock erlitten und ist gestorben." Gaddafis Soldaten seien bis in das Haus vorgedrungen: "Sie haben mir geholfen. Sie haben meine Freundin und mich nach Tripolis gebracht. Auf der Fahrt wurden wir beschossen."

In Tripolis wurde Dickson Mobosi in einem Abschiebelager untergebracht, es hieß "Casa Benghasi". Dann wurden alle auf ein Schiff gebracht. "350 Passagiere waren wir da". Manche der Flüchtlinge hätten Angst gehabt, aufs Wasser mitzugehen: "Also haben sie ihnen die Augen verbunden und sie gezwungen mitzufahren."

Interview

Flüchtlinge an libysch-tunesischer Grenze (Foto: dpa)

Stationen einer Flucht: Libyen

In Libyen ist die Situation von Flüchtlingen besonders dramatisch, die Menschen werden oftmals wie Sklaven behandelt, wie die grüne Europapolitikerin Barbara Lochbihler im Inforadio berichtet.

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Der nigerianische Flüchtling Dickson Mobosi - Foto: rbb Inforadio/Oliver Soos
rbb Inforadio/Oliver Soos

Stationen einer Flucht

Wir erzählen die Geschichte des 34-jährigen Flüchtlings Dickson Mobosi, der über mehrere Stationen am Berliner Oranienplatz gelandet ist. Von Experten und Politikern lassen wir uns die Flüchtlingssituation in verschiedenen Ländern einordnen.