30 Jahre Mauerfall

Vor 30 Jahren haben sich die Menschen aus Ost und West in den Armen gelegen. Als in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1989 die Grenzen geöffnet wurden, begann eine neue Zeit. 30 Jahre Mauerfall - Zeit Bilanz zu ziehen. Gemeinsam mit rbb|24 und der Abendschau hat Inforadio die unterschiedlichsten Menschen gefragt, wie ihr Leben seitdem verlaufen ist. Jeden Tag stellen wir einen dieser Menschen vor. Außerdem finden Sie hier Interviews und Hintergrundinformationen zum Mauerfall-Jubiläum.

Meilensteine auf dem Weg zum Mauerfall

RSS-Feed
  • -


    Vor rund 30 Jahren fiel die Berliner Mauer - große Demonstrationen in der DDR und Massenausreisen in den Westen gingen voraus. Bereits ab Mitte 1989 waren Tausende DDR-Bürger über Ungarn illegal nach Österreich geflüchtet. Viele suchten Zuflucht in den bundesdeutschen Botschaften in Budapest und Prag. Im Herbst spitzte sich die Lage zu. Eine Chronologie.

    (Quelle: dpa)

  • - 19. Januar


    DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker weist westliche Forderungen nach einem Abriss der Berliner Mauer zurück: "Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind."

  • - 7. Mai

    Nach den Kommunalwahlen decken unabhängige Bürgergruppen Manipulation bei den Ergebnissen auf. Viele tragen ihren Protest auf die Straße. In Leipzig sind es am Wahlabend noch rund 50 Demonstranten. Ab Juni finden auch in Berlin regelmäßig Proteste statt. Sie sind der Vorläufer zu den Massendemonstrationen im Herbst.

  • - 19. August

    Beim sogenannten Paneuropäischen Picknick im ungarischen Sopronpuszta flüchten 600 DDR-Bürger spontan in den Westen. Die ungarisch-österreichische Grenze war damals aus Anlass einer geplanten Friedensdemonstration oppositioneller Aktivisten kurz geöffnet worden.

  • - 4. September

    In Leipzig versammeln sich an einem Montag über 1000 Menschen vor der Nikolaikirche und fordern unter anderem Reisefreiheit. Daraus entstehen die Montagsdemonstrationen.

  • - 10. September

    Ungarn kündigt an, seine Grenze nach Österreich für DDR-Bürger, die dort teilweise seit Wochen ausharren, zu öffnen. Bis Ende Oktober gelangen so etwa 50 000 Menschen in die Bundesrepublik.

  • - 30. September

    Vom Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag überbringt Außenminister Hans-Dietrich Genscher Tausenden auf dem Gelände zusammengepferchten DDR-Bürgern die erlösende Nachricht: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise..." Der Rest des Satzes geht im Jubel unter. Der Andrang auf die Botschaft reißt nicht ab. Mehrfach fahren Züge mit insgesamt wohl 17 000 Flüchtlingen von Prag über die DDR in die Bundesrepublik.

  • - 7. Oktober

    Anlässlich des 40. Jahrestages der DDR-Gründung kommt es in mehreren Städten zu Protesten, die Sicherheitskräfte reagieren teilweise brutal.

  • - 9. Oktober

    Bei der bislang größten Montagsdemonstration mit 70 000 Menschen in Leipzig setzt sich der Ruf "Wir sind das Volk - keine Gewalt" durch.

  • - 18. Oktober

    Staats- und Parteichef Erich Honecker wird von seinen Ämtern entbunden. Sein Nachfolger wird Egon Krenz.

  • - 3./4. November

    Erneut sind rund 5000 Menschen in die Prager Botschaft geflüchtet. Wohl auf Druck der Tschechoslowakei gestattet die Ost-Berliner Führung ihren Bürgern die direkte Ausreise aus dem Land in den Westen. Innerhalb von vier Tagen flüchten auf diesem Weg nach Berichten des Innenministeriums in Prag rund 62 500 Menschen in die Bundesrepublik.

  • - 4. November

    Zwischen 500 000 und einer Million Menschen demonstrieren auf dem Berliner Alexanderplatz.

  • - 7. November

    Die DDR-Regierung tritt zurück. Tags darauf wird das SED-Politbüro, das höchste Führungsgremium der Partei, umstrukturiert.

  • - 9. November

    Politbüromitglied Günter Schabowski kündigt auf einer Pressekonferenz eher beiläufig an, die DDR werde ihren Bürgern künftig Reisefreiheit gewähren. "Das tritt ... nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich", sagt er auf die Nachfrage eines Journalisten. Bis in die Nacht strömen Tausende über die offenen Grenzen.

Weitere Interviews

RSS-Feed
  • Vis à vis 

    Portät des Schauspielers Ronald Zerhfeld (Bild: imago images / Future Image)
    imago images / Future Image

    Do 07.11.2019 | 10:45 | Vis à vis - Ronald Zehrfeld: "Froh, die 90er in Berlin erlebt zu haben"

    Die Romanverfilmung "Was gewesen wäre" erinnert an die Zeit des Mauerfalls. Unter anderem spielt dort auch Ronald Zehrfeld mit. Er selbst ist als Kind in der DDR aufgewachsen, im Roman spielt er den Wessi, der von dieser Zeit das erste Mal einen persönlichen Eindruck bekommt. Inforadio Kinoexperte Alexander Soyez hat Ronald Zehrfeld zum Interview getroffen und mit ihm über den Film, Ost-West-Befindlichkeiten und seine persönlichen Erinnerungen an diese Zeit vor 30 Jahren gesprochen.

  • Buchautor 

    Autor Lukas Rietzschel bei der Frankfurter Buchmesse (Bild: imago images / Sven Simon)
    imago images / Sven Simon

    Di 05.11.2019 | 06:25 - Lukas Rietzschel: "Der Osten muss nicht sein wie der Westen"

    Der Nachwuchsautor Lukas Rietzschel aus der ostsächsischen Lausitz hat die DDR selbst nicht erlebt. Dennoch gilt der 1994 Geborene in der deutschen Öffentlichkeit als Ost-Versteher und Osterklärer der Nachwendegeneration. Unter anderem deshalb, weil er einen Roman über zwei sächsische Jugendliche, die Teil des rechtsextremen Milieus in Sachsen werden, geschrieben hat. Im Inforadio zieht er 30 Jahre nach dem Mauerfall Bilanz.

  • Vis à vis 

    Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für Politische Bildung bei der Leipziger Buchmesse 2019 (Bild: imago images / Christian Grube)
    imago images / Christian Grube

    Di 05.11.2019 | 10:45 | Vis à vis - Thomas Krüger findet viel DDR im heutigen Alltag

    Thomas Krüger ist der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Vor der Deutschen Einheit war er Mitbegründer der Sozialdemokratische Partei in der DDR. Nach der Wende war er Jugednsenator in der geeinten Stadt und Mitglied des Budnestags. Anke Burmeister hat mit Thomas Krüger über sein Leben in zwei Teilen gesprochen.

  • Was erwartet Sie bei der rbb-Veranstaltung? 

    Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt - Das Jahr 1989 - Film von Gabriele Denecke (09.11.2019, 20:15)
    rbb

    Mo 04.11.2019 | 12:25 - "Wir wollen ein Panorama der Einheit erstellen"

    Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) feiert am 9. November 30 Jahre Mauerfall. Unter dem Motto "Erzähle Deine Geschichte – vom Mauerfall bis heute" lädt der rbb zu Talkrunden, Musik und Aktionen ab 13.00 Uhr ins Sony Center am Potsdamer Platz ein. Dabei gehen rbb-Moderatoren aus Radio und Fernsehen mit den Gästen auf eine Zeitreise. Was genau geplant ist, darüber spricht im Inforadio Projektleiterin Sandra Niemann.

  • Mahner 

    Oskar Lafontaine (Bild: imago images/ Eibner Pressefoto)
    imago images/ Eibner Pressefoto

    Mo 04.11.2019 | 06:05 - Lafontaine: "Habe die Stimmung damals falsch eingeschätzt"

    In der Euphorie des Mauerfalls vor 30 Jahren gab es auch einige Mahner. Einer davon war Oskar Lafontaine, damals Ministerpräsident des Saarlandes und stellvertretender SPD-Vorsitzender. Er warnte damals vor "nationaler Besoffenheit" sowie vor den Kosten der Einheit und den sozialen Folgen für die Ostdeutschen. Oskar Lafontaine sagt im Inforadio, seine Warnungen vor den sozialen Folgen seien eingetreten.

  • Vis à vis 

    Autorin Nadja Klier
    privat/ Matthias Wehofsky

    Mo 04.11.2019 | 10:45 | Vis à vis - Eine wilde Jugend in der DDR: "Tief im Herzen bin ich Ostler"

    Nadja Klier ist Fotografin, dreht Filme und schreibt. Sie wuchs im Osten Berlins auf und lebte gemeinsam mit ihrer Mutter, der Filmemacherin und Bürgerrechtlerin Freya Klier in der Oderberger Straße in Berlin-Prenzlauer Berg - bis zur zwangsweisen Ausbürgerung 1988. Da war sie 15 Jahre alt. Über ihr letztes DDR-Jahr hat Klier ein Buch geschrieben und rbb-Redakteurin Ulrike Bieritz davon erzählt.

Die Berliner Mauer in Zahlen

RSS-Feed
  • -


    Die Lüge von SED-Chef Walter Ulbricht ging in die Geschichte ein. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Nur wenig später begann an einem Sonntag im August 1961 der Bau des Bollwerks. Zahlen zu dem Symbol der deutschen Teilung.

    (Quelle: dpa)

  • - Länge

    Am 13. August 1961 beginnt 01.00 Uhr nachts die systematische Abriegelung der rund 155 Kilometer langen Grenze um West-Berlin - davon trennen 43 Kilometer das Berliner Stadtgebiet. Der Todesstreifen ist zuletzt 15 bis 150 Meter breit.

  • - Opfer

    Allein an der Berliner Mauer werden 140 Menschen getötet, darunter auch 8 DDR-Grenzsoldaten.

  • - Kosten

    Bis 1970 soll die Mauer rund 100 Millionen Ost-Mark gekostet haben. Die Gesamtkosten sind nicht bekannt.

  • - Flucht

    Mehr als 5000 Menschen gelingt die Flucht - aus der gesamten DDR fliehen zwischen 1961 bis 1989 über 40 000 Menschen.

  • - Übergänge

    Acht Grenzübergänge verbinden die beiden Stadtteile. Als erster Übergang öffnet der Kontrollpunkt Bornholmer Straße am 9. November.

  • - Mauerwache

    In den 28 Mauerjahren bewachen insgesamt mehr als 11 000 Soldaten der Nationalen Volksarmee die Berliner Grenze. Es gibt rund 300 Beobachtungstürme.

  • - Aufbau

    Ab 1975 wird die Grenzmauer mit 3,60 Meter hohen Segmenten neu errichtet. Auf die jeweils 2,75 Tonnen schweren Elemente werden 4 Meter lange Rohrauflagen gesetzt. Daneben besteht die Grenze um West-Berlin aus einer Mauer in Plattenbauweise, einem Metallzaun oder Gewässern.

  • - Tunnel

    Über die Jahre versuchen viele Menschen, durch selbstgegrabene Tunnel oder die Kanalisation die Grenzanlage zu umgehen. Rund 70 Tunnel zwischen Ost- und West-Berlin sind bekannt, über 300 DDR-Bürger gelangen so in den Westen.

Porträts

Jens Unrath
rbb/Soos

Mauerfall: Der "Wossi"-Vater

Jens Unrath ist ein Brandenburger, der in den Westteil Berlins gezogen ist, nach Alt-Tegel. Seine Familie nennt er selbst "Wossi-Familie". Zu DDR-Zeiten hat er häufig verpönte Musik gehört - was auf einen Schlag deutlich leichter war, als die Mauer fiel. Die Wende, so sagt er, kam für Jens Unrath also genau zum richtigen Zeitpunkt.

Angela Elsner
rbb/Raddatz

Mauerfall: Die Botschaftsfrau

Angela Elsner hatte einen guten Job in der DDR: Sie war bis zum Mauerfall in der DDR-Botschaft in Kopenhagen angestellt. Doch im Gegensatz zu Menschen, die als Diplomaten für die DDR arbeiteten, hatte sie danach keine Probleme, einen neuen Job zu finden. Entsprechend positiv fällt ihr Blick auf den Mauerfall aus.

Emma Weiß
rbb/Raddatz

Mauerfall: Die Laiendarstellerin

Für das Theaterprojekt "30.nach.89" haben Jugendliche aus Deutschland, Polen und Russland mit ihren Eltern über die Zeit vor und nach dem Mauerfall gesprochen. Eine von ihnen ist Schülerin Emma Weiß aus Weißensee. Das Ergebnis: Ihre Haltung zum Leben ist auch von der Geschichte ihres Vaters geprägt worden.

Pfarrerin Ines Fürstenau-Ellerbrok
rbb/Adam

Mauerfall: Die Pfarrerin

Die Mauer wurde geöffnet, die Kontrollen sind weggefallen und seit dem Mauerfall können alle munter hin- und herfahren. Nur: Haben sich Ost- und Westdeutsche tatsächlich gegenseitig besucht in den 30 Jahren? Jeder Fünfte Westdeutsche war noch nie im Osten. Ines Fürstenau-Ellerbrock kann man diesen Vorwurf nicht machen. Die Westberlinerin lebt heute in Brandenburg und sagt: Da will sie nicht mehr weg.

Weitere Porträts

RSS-Feed
  • Porträt von Elisa Große (Bild: rbb)
    rbb

    30 Jahre Mauerfall: Das Wendekind

    Elisa Große hat die DDR selbst praktisch nicht erlebt. Als sie 1988 in Hellersdorf geboren wurde, stand die Mauer nur noch eine kurze Zeit. Sie ist ein Wendekind. Trotzdem hat die 30-Jährige noch ganz schön viele Erinnerungen an die DDR mitbekommen - nämlich durch ihre Eltern.

  • Porträt von Thomas Anjekovic (Bild: rbb)
    rbb

    30 Jahre Mauerfall: Der DDR-Widerständler

    Im ehemaligen Militärknast Schwedt in der Uckermark saßen die Gefangenen sogenannte Disziplinarstrafen ab. Oftmals ohne angeklagt worden zu sein. So erging es auch Thomas Andjelkovic mit Anfang 20. Drei Monate lang saß er in Schwedt im Militärgefängnis, weil er während der Patrouille eine Zigarette geraucht hat. Das hat ihn bis heute geprägt.

  • Porträt von Beate Leibe (Bild: rbb)
    rbb

    30 Jahre Mauerfall: Das West-Arbeiterkind

    Beate Leibe hat eine besondere Geschichte. Als ihre Mutter schwanger war, floh diese aus dem Ostteil Berlins in den Westen. Und so ist Beate Leibe in Reinickendorf aufgewachsen. Obwohl um sie herum die Mauer war, fühlte sie sich nie eingeschlossen. Heute erzählt sie, dass sie froh ist über den Mauerfall - vor allem, weil er so friedlich abgelaufen ist.

  • Porträt von Theresa Arnoldt(Bild: rbb)
    rbb

    30 Jahre Mauerfall: Die Schülerin

    Von der Geschichte des Mauerfalls fühlen sich nicht nur diejenigen angesprochen, die ihn selbst bewusst erlebt haben. Theresa Arnoldt etwa wurde erst zwölf Jahre nach dem Mauerfall geboren. Und dennoch hat dieses Ereignis sehr viel auch mit der jungen Frau aus Berlin-Pankow zu tun, erzählt sie.

  • Poträt von Ilker Halici (Bild: rbb)
    rbb

    30 Jahre Mauerfall: Der Gastarbeiter-Sohn

    In Westberlin gab es seit den 70er Jahren den Döner. Dieser eroberte nach dem Mauerfall die ganze Stadt. Und einer, der dabei mitgeholfen hat, ist Ilker Halici. Der 47-Jährige ist als Sohn türkischer Gastarbeiter in Moabit aufgewachsen. Vor 16 Jahren ist er dann in den Ostteil der Stadt gezogen und hat einen Dönerimbiss in Prenzlauer Berg eröffnet.