Portät des Schauspielers Ronald Zerhfeld (Bild: imago images / Future Image)
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- Ronald Zehrfeld: "Froh, die 90er in Berlin erlebt zu haben"

Die Romanverfilmung "Was gewesen wäre" erinnert an die Zeit des Mauerfalls. Unter anderem spielt dort auch Ronald Zehrfeld mit. Er selbst ist als Kind in der DDR aufgewachsen, im Roman spielt er den Wessi, der von dieser Zeit das erste Mal einen persönlichen Eindruck bekommt. Inforadio Kinoexperte Alexander Soyez hat Ronald Zehrfeld zum Interview getroffen und mit ihm über den Film, Ost-West-Befindlichkeiten und seine persönlichen Erinnerungen an diese Zeit vor 30 Jahren gesprochen.

Ronald Zehrfeld ist in Ost-Berlin geboren, doch den größten Teil seines Lebens hat er nach der Wende erlebt. Für ihn selbst sei heute die Frage "Wo stehe ich jetzt?" entscheidender als die nach dem "Was gewesen wäre", sagt der Schauspieler.

Dennoch hat er in verschiedenen Lebensabschnitten darüber nachgedacht, was gewesen wäre. Als Kind hat Zehrfeld Judo trainiert und hatte sich ausgemalt, eines Tages als Judoka für die DDR antreten zu können. "Sport war einer der wenigen Bereiche, wo die DDR versucht hat, außenpolitisch ein paar Punkte zu sammeln", sagt Ronald Zehrfeld. Der Staat hat gezielt Talente ausgesucht und gefördert, erinnert sich der heute 42-Jährige. "Die Sportförderung war gut."

Die Wendezeit - das Aus als Sportler

In den Monaten, Wochen und Tagen vor der Wende gab es eine andere Spannung. "Die Erwachsenen haben sich anders unterhalten", sagt der Schauspieler und weiter: "Und auf einmal überschlug sich alles, man kam nicht mehr hinterher."

Als Kind habe er es nach der Wende so empfunden, als ob "was weggenommen wurde, von einer Kraft, die man nicht kennt." Auch für ihn als Sportler sei alles zusammengebrochen. Die Trainer waren Offiziere und mussten sich neu aufstellen. Er selbst sei beim Übergang der Sportsysteme im falschen Alter gewesen.

Verluste und viel Neues nach der Wende

"Ich bin auf der anderen Seite froh, die 90er Jahre in Berlin miterlebt zu haben. Bis '96 war Narrenfreiheit", sagt Zehrfeld und weiter: "Deswegen war es nicht ganz so schlimm, dass ich das vermisst habe. Auf der anderen Seite gab es so viel Neues, was mich in Beschlag genommen hat". Zu den positiven Erinnerungen gehört für den Schauspieler, dass es möglich war zu reisen.

Im Laufe des Lebens seien zur Wendezeit unterschiedliche Fragen aufgekommen, auch weil er vieles zuvor nicht gewusst habe - etwa "die Schwäche der Ostmark oder wie funktioniert der Kapitalismus."

"Ost-West-Schubladendenken schließen"

Im Film "Was gewesen wäre" treffen eine Frau, die sich bei einer Reise mit ihrer neuen Liebe an die Zeit des Mauerfalls zurückerinnert, und Ronald Zehrfeld als "Wessi", der von dieser Zeit das erste Mal einen persönlichen Eindruck bekommt, aufeinander. Die Fragen, die die beiden beschäftigen, seien oft systemunabhängig, sagt der Schauspieler.

Denn unabhängig davon, wie jemand sozialisiert sei, müsse jeder für sich entscheiden, wie offen jemand sei, etwas von sich preiszugeben, sagt der Schauspieler. Er selbst würde "gern das Ost-West-Schubladendenken zu machen." Stattdessen sollten die Menschen lieber offen mit Fragen aufeinander gehen, sagt Ronald Zehrfeld.

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