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In der Euphorie des Mauerfalls vor 30 Jahren gab es auch einige Mahner. Einer davon war Oskar Lafontaine, damals Ministerpräsident des Saarlandes und stellvertretender SPD-Vorsitzender. Er warnte damals vor "nationaler Besoffenheit" sowie vor den Kosten der Einheit und den sozialen Folgen für die Ostdeutschen. Oskar Lafontaine sagt im Inforadio, seine Warnungen vor den sozialen Folgen seien eingetreten.
Die schnelle Einführung der D-Mark zu einem Kurs von eins zu eins habe zu negativen sozialen Folgen für die Menschen in den neuen Bundesländern geführt. "Das bedauere ich", sagt der Politiker. Bis heute seien die Lebensverhältnisse im Osten nicht so wie im Westen.
Der Begriff der Einheit bedeute für Lafontaine: "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse und nicht unbedingt das Leben in einem Staat." Das sei eine andere Ansicht als etwa die für die älteren Menschen in Deutschland, die noch ein geeintes Deutschland vor der Teilung kannten. "Ich habe die Stimmung der Menschen damals falsch eingeschätzt", sagt Lafontaine.
"Emotionen sind wichtiger als rationale Argumente"
Laut Lafontaine müsse der Staat viel Geld in die Hand nehmen, um die Strukturen in den neuen Ländern aufzubauen. Das Ungleichgewicht zwischen Ost und West sei die wichtigste Erklärung für den Erfolg der AfD im Osten, sagt Lafontaine. Wer sich sozial ausgegrenzt fühle, wähle diese Partei aus Protest.
"Emotionen sind wichtiger als rationale Argumente", sagt der Politiker. Daher müsse die Politik die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Dazu gehöre, die Renten zu erhöhen und die Bestimmungen bei Hartz IV anzuschaffen, die zu Lohndrückerei führten.