Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für Politische Bildung bei der Leipziger Buchmesse 2019 (Bild: imago images / Christian Grube)
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- Thomas Krüger findet viel DDR im heutigen Alltag

Thomas Krüger ist der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Vor der Deutschen Einheit war er Mitbegründer der Sozialdemokratische Partei in der DDR. Nach der Wende war er Jugednsenator in der geeinten Stadt und Mitglied des Budnestags. Anke Burmeister hat mit Thomas Krüger über sein Leben in zwei Teilen gesprochen.

Nach dem Mauerfall hat Thomas Krüger die Grenze nach Westberlin ganz bewusst am Checkpoint Charlie überschritten, weil er genau diesen Ausreisestempel im Pass haben wollte. Zu diesem Zeitpunkt war er 30 Jahre alt. Nun 30 Jahre nach dem Mauerfall beschreibt er, dass die eine Hälfte seines Lebens aus der anderen hervorgegangen ist.

Als junger Mensch ist er selbst durch das Aufwachsen in der DDR geprägt worden. "Ich konnte mir nie vorstellen, dass aus der DDR was anderes wird als die DDR", sagt der heutige Leiter der bpb.

DDR in heutigen Alltagspraktiken

Obwohl viele seiner Freunde 1989 aus der DDR übergesiedelt waren, blieb Thomas Krüger selbst trotzig, sagt er. Der Gedanke sei zu dieser Zeit gewesen, es müsse sich etwas ändern. Im September und Oktober 1989 "waren wir alle getrieben und getragen von der Vorstellung: Jetzt bauen wir eine demokratische DDR." Ziel sei es nicht gewesen, dort den Westen aufzubauen.

Durch den Fall der Mauer sei die Utopie des eigenen Weges in sich zusammengefallen, erklärt Krüger. Das einzige aber, das untergegangen sei, sei West-Berlin gewesen. Er selbst finde viel DDR in Alltagspraktiken. Dazu gehören für Krüger etwa die Kinderbetreuung oder die Kosten- und Leistungsrechnung in der Verwaltung. Das sei nichts anderes als Planwirtschaft. "Der Westen ist nicht so Westen wie er vor 89 war."

"Menschen verlieren Zugehörigkeit"

Krüger bemängelt, dass Ostdeutsche in den Institutionen unterrepräsentiert seien. Außerdem beobachte er einen Wandel in der Gesellschaft. Diese könne in Teilen die neoliberale Wirtschaftsordnung nicht mehr aushalten. Demnach verlieren viele Menschen die Zugehörigkeit und besinnen sich auf Kommunales. Und diese Menschen wählten Protest. Da die meisten politischen Parteien eher global aufgestellt seien, fehlten Alternativen und die Enttäuschten machten vom Angebot der AfD Gebrauch.

Drei Generationen, um Geschehen zu historisieren

Die Unterschiede im Gefühl zwischen Ost und West werden erst in der dritten Generation abgebaut, erklärt Thomas Krüger. Andere Beispiele aus der Geschichte zeigen demnach: Die Erlebnisgeneration könne nur schwierig mit den eigenen Kindern sprechen. Erst mit den Enkeln gelinge das - und daher haben erst diese die Möglichkeit das Erlebte zu verarbeiten.

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dpa

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