Interview - Tarifexperte zum GDL-Streik: Es braucht einen Mediator
Seit der Nacht streikt die Lokführergewerkschaft GDL wieder. Es soll der längste Streik in der Geschichte der Bahn werden. Für Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft ist das Wichtigste, dass die Parteien an einen Tisch kommen und miteinander verhandeln. Doch das sei eine Herkulesaufgabe.
Sechs Tage am Stück wollen die Lokführer der Deutschen Bahn streiken. In der Politik werden Forderungen lauter, den Tarifkonflikt zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft GDL mit einer Schlichtung zu lösen. Auch der Tarifexperte Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sieht darin eine Möglichkeit.
Derzeit sei allerdings vor allem bei der GDL kein Wille erkennbar, überhaupt zu verhandeln. Deshalb müsse erst einmal eine Art Mediator gefunden werden, der die Partien an einen Tisch bringt. "Das ist die Herkulesaufgabe. Aber wie der das schaffen soll, da bin ich ehrlich gesagt auch überfragt."
Lesch: Gegenwind aus der Öffentlichkeit setzt GDL unter Druck
Ein Streik sollte eigentlich immer das letzte Mittel sein, sagt Lesch. "Wir haben jetzt einen Warnstreik und zwei mehrtägige Streiks gehabt, ohne dass irgendwann mal verhandelt wurde. Das zeigt, dass da irgendwas falsch läuft." Eine Pflicht zu einer Schlichtung - wie von manchen vorgeschlagen - könne deshalb in einem bestimmten Stadium hilfreich sein.
In der Vergangenheit habe sich außerdem gezeigt: Je länger ein Bahnstreik dauert, desto weniger Verständnis gebe es dafür in der Öffentlichkeit: "Und das ist auch dann der Punkt, wo die GDL unter Druck gerät", sagt der Tarifexperte. Je mehr Gegenwind es aus der Öffentlichkeit gebe, desto eher werde die Gewerkschaft gezwungen sein, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.