Claus Weselsky (M.), Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), gibt neben Mario Reiß (r.), stellvertretender Vorsitzender der GDL, und Lars Jedinat (l.), stellvertretender Vorsitzender der GDL,ein Statement zum Scheitern der Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der GDL (Bild: dpa / Christoph Soeder)
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Interview - Tarifexperte zum GDL-Streik: Es braucht einen Mediator

Seit der Nacht streikt die Lokführergewerkschaft GDL wieder. Es soll der längste Streik in der Geschichte der Bahn werden. Für Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft ist das Wichtigste, dass die Parteien an einen Tisch kommen und miteinander verhandeln. Doch das sei eine Herkulesaufgabe.

Sechs Tage am Stück wollen die Lokführer der Deutschen Bahn streiken. In der Politik werden Forderungen lauter, den Tarifkonflikt zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft GDL mit einer Schlichtung zu lösen. Auch der Tarifexperte Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sieht darin eine Möglichkeit.

Derzeit sei allerdings vor allem bei der GDL kein Wille erkennbar, überhaupt zu verhandeln. Deshalb müsse erst einmal eine Art Mediator gefunden werden, der die Partien an einen Tisch bringt. "Das ist die Herkulesaufgabe. Aber wie der das schaffen soll, da bin ich ehrlich gesagt auch überfragt."

Lesch: Gegenwind aus der Öffentlichkeit setzt GDL unter Druck

 

Ein Streik sollte eigentlich immer das letzte Mittel sein, sagt Lesch. "Wir haben jetzt einen Warnstreik und zwei mehrtägige Streiks gehabt, ohne dass irgendwann mal verhandelt wurde. Das zeigt, dass da irgendwas falsch läuft." Eine Pflicht zu einer Schlichtung - wie von manchen vorgeschlagen - könne deshalb in einem bestimmten Stadium hilfreich sein.

In der Vergangenheit habe sich außerdem gezeigt: Je länger ein Bahnstreik dauert, desto weniger Verständnis gebe es dafür in der Öffentlichkeit: "Und das ist auch dann der Punkt, wo die GDL unter Druck gerät", sagt der Tarifexperte. Je mehr Gegenwind es aus der Öffentlichkeit gebe, desto eher werde die Gewerkschaft gezwungen sein, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Auswirkungen des Streiks in der Region

Der GDL-Streik hat starke Auswirkungen auf S- und Regionalbahnverkehr in Berlin und Brandenburg. Wie die Berliner S-Bahn mitgeteilt hat, gilt seit Mittwoch, 2 Uhr, ein Notfahrplan.

Die folgenden Linien fahren im 20-Minuten-Takt: S3, S46, S5 und S9.

Die S1, S2, S25, S26, S41, S42, S45, S47, S7, S75, S8 und S85 fahren nicht während des Streiks. Auf mehreren Strecken sei aber teilweise ein Busersatzverkehr eingerichtet.

Im Regionalbahnverkehr werden laut Deutsche Bahn zehn Linien ersatzlos eingestellt, darunter auch der Flughafenexpress (FEX).

Auf ingesamt 16 Linien fahren demnach einzelne Züge und ersatzweise auch Busse, so beispielsweise auf dem RE2 zwischen Berlin und Cottbus oder dem RE5 zwischen Stralsund und Neustrelitz.

Private Betreiber von Regionalbahnstrecken in Berlin und Brandenburg beteiligen sich nicht am angekündigten Bahnstreik. Dazu gehören die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG), die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und die Hanseatische Eisenbahn. Dort könnte der Lokführerstreik aber auch teilweise zu Einschränkungen führen, wie die Unternehmen auf ihren jeweiligen Webseiten schreiben.

In Berlin können Fahrgäste außerdem auch auf U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse ausweichen, denn die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind nicht vom Streik betroffen. Mit längeren Wartezeiten muss dann laut BVG allerdings gerechnet werden.

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