Ein ICE der Deutschen Bahn fährt auf der Strecke zwischen Hildesheim und Berlin (Bild: dpa / Julian Stratenschulte)
dpa / Julian Stratenschulte
Bild: dpa / Julian Stratenschulte Download (mp3, 8 MB)

Interview - Allianz pro Schiene: Arbeitszeitverkürzung "nicht mit der Brechstange"

Seit Mittwoch legt der nächste GDL-Streik die Bahn weitestgehend lahm. Hauptstreitpunkt ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche. Dirk Flege von der Allianz Pro Schiene meint, dass das kurzfristig für die Bahn kaum umsetzbar sei. Aber: "Mittelfristig ist es natürlich ein richtiger und guter Ansatz."

An der Forderung der Gewerkschaft GDL nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden reiben sich die Konfliktparteien im Tarifstreit nach wie vor. Die Deutsche Bahn hält das für unerfüllbar. Sie ist lediglich bereit, mit der Gewerkschaft über die Ausweitung bereits bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle zu reden. Dirk Flege, Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz Pro Schiene, kann die Bedenken der Bahn durchaus nachvollziehen.

Wenn die Arbeitszeit sehr schnell drastisch reduziert werde, würde der Lokführermangel weiter verstärkt, warnt er. Das würde das "Chaos auf den Schienen" noch einmal verstärken. Aber Flege sagt auch: "Mittelfristig ist es natürlich ein richtiger und guter Ansatz, die Arbeitsbedingungen dieses wichtigen Berufes zu verbessern." Da müsse man auch über eine Verkürzung der Arbeitszeit nachdenken. "Aber bitte mit Augenmaß und nicht mit der Brechstange."

Flege: "Das Netz ist völlig überlastet und überaltert"

 

Grundsätzlich sei es wichtig, dass der Bund der Bahn genügend Geld für die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Die sei über Jahrzehnte vernachlässigt worden. "Das Netz ist völlig überlastet und überaltert." Die Allianz Pro Schiene befürchte, dass die von der Ampel-Koalition geplanten Investitionen zur Sanierung der stark belasteten Strecken wegen der Haushaltskrise zeitlich gestreckt werden. Damit würde auch das Jammern über die Unpünktlichkeit der Bahn verlängert.

Hintergrund

GDL-Streik in der Region gestartet

In Berlin und Brandenburg hat der Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL begonnen. Seit 2 Uhr in der Nacht zu Mittwoch wird der Personenverkehr bestreikt, der Güterverkehr bereits seit Dienstagabend. Der Ausstand soll bis Freitag, 18 Uhr, dauern. Am Abend hatte das Hessische Landesarbeitsgericht in Frankfurt am Main einen Antrag der Deutschen Bahn abgelehnt, den Streik per Einstweiliger Verfügung zu verbieten.

Neben dem Fernverkehr sind Regionalbahnen der Deutschen Bahn und die S-Bahn betroffen:

Die Berliner S-Bahn hat einen Notfahrplan erstellt und bietet einen Zugverkehr im 20-Minuten-Takt auf den Linien S3, S46, S5, und S9 an. Zudem gibt es planmäßigen Ersatzverkehr mit Bussen auf den Linien S1, S2, S25 und S26.

Die Deutsche Bahn rechnet auf den Regionalbahnstrecken der DB Regio in Berlin und Brandenburg mit starken Beeinträchtigungen. Auch sie bietet einen Notfahrplan an. Auf mehreren Linien sollen einzelne Züge fahren.

Nicht bestreikt werden private Betreiber von Regionalbahnstrecken in Brandenburg, wie die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG), die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und die Hanseatische Eisenbahn. Doch auch dort könnte der Lokführer-Streik zu Einschränkungen führen, wie die Unternehmen auf ihren jeweiligen Webseiten schreiben.

In Berlin können Fahrgäste auf U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse ausweichen, denn die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind nicht vom Streik betroffen. Fahrgäste sollten sich aber darauf einstellen, dass es voller wird und zu längeren Wartezeiten kommt, so die BVG.

Auch auf rbb24inforadio.de

Symbolbild: Reisende gehen an geparkten ICE am Münchner Hauptbahnhof vorüber
dpa

Interview - Gelbhaar (Grüne): Streik allein wird nicht zur Lösung führen

Seit Mittwochmorgen läuft der nächste Streik der Gewerkschaft GDL im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn. Stefan Gelbhaar (Grüne) sagt, das sei eine Belastung für die Fahrgäste. Dennoch sei das Streikrecht ein hohes Gut. Wichtig findet er, dass sich die Konfliktparteien wieder an den Verhandlungstisch setzen.

Leerer Bahnsteig am Bahnhof Friedrichstraße
IMAGO / Dirk Sattler

Wirtschaft - GDL-Streik: Wie agiert die Bahn?

Bis Freitagabend hat die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen. Die Deutsche Bahn hat noch versucht, den Streik zu verhindern. Sie ist damit am Dienstagabend gescheitert. Von Johannes Frewel