Interview - Allianz pro Schiene: Arbeitszeitverkürzung "nicht mit der Brechstange"
Seit Mittwoch legt der nächste GDL-Streik die Bahn weitestgehend lahm. Hauptstreitpunkt ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche. Dirk Flege von der Allianz Pro Schiene meint, dass das kurzfristig für die Bahn kaum umsetzbar sei. Aber: "Mittelfristig ist es natürlich ein richtiger und guter Ansatz."
An der Forderung der Gewerkschaft GDL nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden reiben sich die Konfliktparteien im Tarifstreit nach wie vor. Die Deutsche Bahn hält das für unerfüllbar. Sie ist lediglich bereit, mit der Gewerkschaft über die Ausweitung bereits bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle zu reden. Dirk Flege, Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz Pro Schiene, kann die Bedenken der Bahn durchaus nachvollziehen.
Wenn die Arbeitszeit sehr schnell drastisch reduziert werde, würde der Lokführermangel weiter verstärkt, warnt er. Das würde das "Chaos auf den Schienen" noch einmal verstärken. Aber Flege sagt auch: "Mittelfristig ist es natürlich ein richtiger und guter Ansatz, die Arbeitsbedingungen dieses wichtigen Berufes zu verbessern." Da müsse man auch über eine Verkürzung der Arbeitszeit nachdenken. "Aber bitte mit Augenmaß und nicht mit der Brechstange."
Flege: "Das Netz ist völlig überlastet und überaltert"
Grundsätzlich sei es wichtig, dass der Bund der Bahn genügend Geld für die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Die sei über Jahrzehnte vernachlässigt worden. "Das Netz ist völlig überlastet und überaltert." Die Allianz Pro Schiene befürchte, dass die von der Ampel-Koalition geplanten Investitionen zur Sanierung der stark belasteten Strecken wegen der Haushaltskrise zeitlich gestreckt werden. Damit würde auch das Jammern über die Unpünktlichkeit der Bahn verlängert.