Vis à vis - Engelhard Mazanke: Einwanderungsbehörden sind dysfunktional
Das Bundesamt für Flüchtlinge schätzt, dass dieses Jahr bundesweit rund 350 000 Asylanträge zu bearbeiten sind - mehr als jeder zehnte entfällt dabei auf Berlin. Die Behörden seien inzwischen an ihren Grenzen, sagt Engelhard Mazanke, Direktor des Berliner Landesamtes für Einwanderung, im Gespräch mit Birgit Raddatz.
Es habe sich zwar schon einiges getan, meint Mazanke, doch gleichzeitig sei die Belastung gestiegen. So habe es etwa im August "die höchste Zahl von Erst-Asylsuchenden" in Deutschland überhaupt gegeben. Den Prognosen zufolge entfielen in diesem Jahr rund ein Drittel der Anträge in der Europäischen Union auf die Bundesrepublik. "Wir sehen auch nach wie vor Flucht aus der Ukraine", so der Direktor des Landesamtes für Einwanderung.
"Wenn ich im Sommer gesagt habe, die Einwanderungsbehörden stehen bundesweit an der Grenze zur Dysfunktionalität, müsste ich jetzt eigentlich sagen: sie sind dysfunktional." Diese Lage bringe auch seine Mitarbeiter in Berlin an ihre Grenzen. Zwar unterstützen sich alle gegenseitig, doch viele würden jeden Tag an ihr Limit gehen, weil sie den Menschen helfen wollen, sagt Mazanke.
Mehr Ressourcen und Digitalisierung - weniger Bürokratie
Um die Lage langfristig zu verbessern, braucht es ihm zufolge "sowas wie einen Dreiklang": Nötig seien mehr Ressourcen, eine "Verschlankung der Prozesse" und eine verbesserte Digitalisierung. "Ich denke, dass wir als Gesellschaft jetzt insgesamt verstanden haben, dass wir hier ein gemeinsames Thema haben und eine gemeinsame Herausforderung", so Mazanke.
Immerhin entwickle sich die Personalsituation in Berlin positiv, erklärt er. Die Haushaltsberatungen im Abgeordnetenhaus gingen auf die Zielgerade. "Und ich bin sehr optimistisch, dass wir mehr Stellen bekommen." Allerdings müssten dann natürlich auch Kandidaten für diese Arbeitsplätze gefunden werden. "Das wird alles Zeit dauern", so der Behördendirektor.