Büste von US-Präsident Donald Trump vor US-Fahne und neben schiefem Nato-Wegweiser
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Interview - Politologe: Wenn wir nicht aufpassen, sind wir Trumps nächstes Bauernopfer

Der USA-Experte Josef Braml ruft dazu auf, die Verteidigung in Deutschland und Europa ernst zu nehmen. Sonst mache man sich vor US-Präsident Donald Trump erpressbar.

US-Präsident Donald Trump hat die erste Rede seiner zweiten Amtszeit vor beiden Häusern des Kongresses, dem US-Parlament, gehalten.

Es sei viel mehr um Inneres als um Außenpolitik gegangen, sagt Josef Braml. Der USA-Experte ist der europäische Direktor der Denkfabrik Trilateral Commission, einem Beraterkreis aus Experten aus Europa, USA und Asien. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass für die Amerikaner die Ukraine, Europa doch sehr weit weg sind. Und dass das alles hier unser Problem ist."

"Sind das nächste Bauernopfer, wenn wir unsere Verteidigung nicht ernst nehmen."

 

Dennoch hat Donald Trump aus einem Brief des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zitiert. Dabei sei Selenskyj "zu Kreuze gekrochen". Es sei darum gegangen, wie unter einer "starken" Führung unter Trump, ein dauerhafter Frieden erreicht werden könne.

Den Amerikanern sei vor allem Frieden mit Russland wichtig, dass sich das Land nicht weiter an China annähert, so der Experte: "Und das Bauernopfer war jetzt mal die Ukraine auf dem größeren Schachbrett. Und wenn wir nicht aufpassen, sind wir das nächste, wenn wir unsere Verteidigung nicht ernst nehmen."

Politologe: Europa ist bei Verteidigung die Lösung

 

Dass Trump nichts zur Nato und einem möglichen Ausstieg gesagt hat, kommentiert der Experte so: "Es ist ja schon gut, wenn wir uns beruhigen, wenn die Welt nicht untergeht, wenn Trump geredet hat." Ohnehin könne der US-Präsident nicht ohne Zustimmung des Kongresses aus der Nato austreten. "Da bräuchte es Mehrheiten, die Trump nicht hat."

Dass in Deutschland Schulden für die Verteidigung aufgenommen werden sollen, sei richtig. Noch besser sind laut Braml europäische Schulden. Der Experte warnt vor einem Butter-Kanonen-Dilemma: "Wenn wir auf der einen Seite an Sozialleistungen sparen - also Butter - , um auf der anderen Seite für Rüstung Geld auszugeben oder für die Ukraine, dann sind es weitere Stimmen für extreme Parteien, die nicht an Europa interessiert sind." Europa sei daher die Lösung.

"Deutschland ist militärisch blank"

 

Wer sich kein eigenes Militär leistet, werde von Trump erpresst, so Braml. Deutschland sei militärisch blank, auch stehe es den US-Amerikanern im Bereich der Geheimdienste nach. "Wir haben die letzten Regierungszeiten sowohl von Merkel als auch von Scholz verschlafen, um uns zu ertüchtigen", so der Experte.

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