Interview - Wadephul (CDU): "Das ist das Gegenteil von Diplomatie"
Vor laufenden Kameras ist es beim Besuch von Wolodymyr Selenskyj bei Donald Trump im Weißen Haus zum Eklat gekommen. Johann Wadephul (CDU) kritisiert das Verhalten des US-Präsidenten scharf.
Lautstark hat US-Präsident Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj bei seinem Besuch im Weißen Haus mit Vorwürfen überzogen. Nach dem beispiellosen Zerwürfnis vor laufenden Kameras wurde das Treffen abgebrochen. Trump hatte Selenskyj unter anderem vorgeworfen: "Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg."
Fast alle Regierungschefs der EU-Staaten reagierten empört auf die Äußerungen Trumps und stellten sich hinter die Ukraine. Auch der CDU-Außen- und Sicherheitspolitiker Johann Wadephul kritisiert, die USA dürften "nicht auf den Falschen einschlagen". Der Völkerrechtsbruch Russlands dürfe nicht legitimiert werden. Als Anführerin der freien Welt müssten die USA an der Seite der Ukraine stehen.
Wadephul: Trump erhöht Druck auf die Ukraine
Was man jetzt im Weißen Haus vor laufenden Kameras gesehen habe, sei "das Gegenteil von Diplomatie", sagt der Bundestagsabgeordnete. Hintergrund sei, dass die US-Regierung den Krieg in der Ukraine sehr schnell beenden wolle. Dabei sei allerdings fatalerweise keine Vorbedingung an Wladimir Putin für Friedensverhandlungen formuliert worden. Um zu einem Waffenstillstand zu kommen, erhöhe Trump nun den Druck auf den Partner, auf den er Einfluss habe - also die Ukraine.
"Das ist natürlich die völlig falsche Reaktion. Genau das gefährdet den Frieden in Europa und in der Welt." So werde auch der Zusammenhalt in der Nato gefährdet. Die US-Administration habe sich aus der politischen und moralischen Führungsrolle im westlichen Bündnis verabschiedet. Europa müsse sich nun sortieren, handlungsfähig sein und die USA "so gut es eben geht" ersetzen. Dafür sei es auch wichtig, dass Deutschland sehr schnell eine neue Bundesregierung bekommt.