Interview - Bundestagswahl: Wahl-O-Mat wird freigeschaltet
Am Donnerstagvormittag geht der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 online. Die politischen Thesen darin spiegelten auch immer ein wenig "die Zeit, in der wir leben", sagt Politologe Stefan Marschall.
"Wenn man den Wahl-O-Mat ausfüllt und ein einigermaßen festes politisches Weltbild hat, dann kommt man, glaube ich, schon ungefähr da raus, wo man es erwarten würde", sagt Stefan Marschall, Leiter der Wahl-O-Mat-Forschung. "Aber da ja auch viele kleine Parteien dabei sind, kann es schon sein, dass einem eine kleine Partei angezeigt wird, die man vielleicht gar nicht auf dem Zettel hatte."
Das Interesse an dem Onlinetool sei groß, so der Politikwissenschaftler. "Von unseren Umfragen wissen wir, dass die meisten ihn nutzen, um zu schauen, ob die eigenen Positionen mit denen der Partei, die man präferiert, auch übereinstimmen." Welche Wahlentscheidung die Nutzerinnen und Nutzer am Ende dann tatsächlich treffen, ließe sich aber nicht so leicht überprüfen.
Junges Redaktionsteam
Den Wahl-O-Mat gebe es seit 2002 und sei damals als Tool für junge Menschen entwickelt worden, erzählt Marschall. Deswegen würden die politischen Thesen von einem jungen Redaktionsteam erstellt - und das habe man beibehalten, obwohl inzwischen auch viele Ältere den Wahl-O-Mat nutzten. Junge Menschen hätten "oft einen unverstellten Blick auf die Politik", so der Politologe.
Neben den "klassischen Thesen" biete der Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2025 auch aktuelle Fragen. "Es gibt einige, die neu hinzugekommen sind - aufgrund der Situation, in der wir sind, international beispielsweise“, sagt Marschall. „Insofern reflektiert der Wahl-O-Mat auch immer ein wenig das, was zurzeit politisch passiert. […] Man kann ihn als Spiegel lesen der Zeit, in der wir gerade leben."