Friedrich Merz winkt dem Publikum nach seiner Rede beim 37. Bundesparteitag der CDU.
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Interview - Politologe von Lucke: Gibt einen "gewissen Riss in dieser Union"

Nach dem Wirbel um den Vorstoß der CDU in der Migrationspolitik hat die Union beim Parteitag am Montag Geschlossenheit demonstriert. Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke sagt, Friedrich Merz habe die bürgerliche Mitte allerdings gespalten.

Beim CDU-Parteitag in Berlin haben die Delegierten einstimmig für den 15-Punkte-Plan von Friedrich Merz gestimmt. Es geht darin um die Begrenzung der irregulären Migration, die Belebung der Wirtschaft und die Stärkung der inneren Sicherheit. Die dabei demonstrierte Geschlossenheit könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einen "gewissen Riss in dieser Union" gibt, meint Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke.

Diejenigen in der Partei, die weiterhin für einen Merkel-Kurs stehen, hätten nur deshalb geschwiegen, um den Wahlkampf nicht zu stören und nicht als illoyal dazustehen. "Aber abgerechnet wird nach der Wahl. Dann wird man sehen, ob Merz' Strategie (...) zieht." Von Lucke hält es nicht für wahrscheinlich, dass der CDU-Chef mit seinem Kurs in der Migrationspolitik AfD-Stimmen für seine Partei zurückgewinnen kann. "Die AfD-Wählerschaft scheint momentan sehr sehr stabil zu sein."

Von Lucke: Merz hat bürgerliche Mitte gespalten

 

Stattdessen könne es sogar passieren, dass das gemeinsame Abstimmen mit der AfD im Bundestag Wählerinnen und Wähler der Union zu SPD und Grünen treibt. Das sei aber noch nicht absehbar, da es bislang keine belastbaren Umfragen gebe. Klar sei aber, dass Merz verkannt habe, dass es in der Bevölkerung eine breite Abneigung gegenüber einer Kooperation mit der AfD gebe. Die bürgerliche Mitte habe Merz so gespalten. "Da ist die große Frage, wie er diesen Riss zu kitten versuchen wird."

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