Interview - Ukraine-Experte: Kontakt zu Trump ist richtig und wichtig
Was bedeutet der Rückzug des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten und amtierenden Präsidenten Joe Biden für die Ukraine? Die Regierung in Kiew beobachte genau, was da passiere und versuche, sich auf alle Szenarien vorzubereiten, sagt Ukraine- und Russland-Experte Nico Lange.
Die USA sind für die Ukraine der wichtigste Verbündete im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Joe Biden habe große Verdienste geleistet, sagt Nico Lange, Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz. "Er hat die Europäer zusammengeführt in der Unterstützung der Ukraine und stand jetzt ganz lange vorne bei der Unterstützung", erklärt er. "Aber gleichzeitig hat er sich auch nie so richtig entschließen können, die Ukraine so zu unterstützen, dass sie wirklich gewinnt."
Wie sich Bidens potenzielle Nachfolgerin, Kamala Harris, verhalten wird, sei unklar. "Die Ukraine wird den Kontakt mit allen suchen […], um die Unterstützung aus den USA zu bekommen", sagt Lange, der bis 2012 für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung das Büro in Kiew geleitet hat sowie bis 2018 das Büro in Washington.
Lange: Für Ukraine herrscht große Unsicherheit
"Die Ukraine hat den Kontakt zu Trump und seinen Leuten gesucht", berichtet er. "Das halte ich auch für richtig. Man muss, egal, wer in den USA gewinnt, dort Kontakte aufbauen und versuchen, mit der Situation klarzukommen." Es sei aber "total schwierig", von der Rhetorik Trumps auf seine mögliche künftige Außenpolitik zu schließen.
Ähnliches gelte aber auch für die Demokraten - für die Ukraine herrsche gerade einfach große Unsicherheit. "Vielleicht wird der Wahlkampf ein bisschen zur Klärung beitragen", so Lange. Besonders wichtig seien aber vor allem die Personen, die in den beiden Teams für Außen- und Sicherheitspolitik und für Verteidigung zuständig sein werden.