Interview - Pro Bahn: Verbindungen streichen ist keine Option
Überfüllte Gleise, überfüllte Züge, Ausfälle - mit dem Plan, auf maroden Strecken eine EM zu wuppen, hat sich die Bahn offenbar völlig übernommen. Das Angebot zu verringern sei aber keine Lösung, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn.
Die Fußball-Europameisterschaft hat die gravierenden Probleme der Deutschen Bahn noch einmal besonders drastisch zum Vorschein gebracht. Nach dem Turnier wird über mögliche Verbesserungen diskutiert.
Für Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, gibt es nur einen Lösungsansatz: "Reparieren, reparieren, reparieren - und ausbauen." Den Vorschlag von CDU-Chef Friedrich Merz, Züge zu streichen, weist Naumann zurück. "Das würde zwar dazu führen, dass die Züge pünktlicher werden [...], aber man würde die Menschen nicht wegbekommen." Gerade die CDU, die viele Jahre das Verkehrsministerium geführt hat, müsse sich fragen, warum nicht schon früher etwas getan wurde.
Naumann: Bahnreparatur muss langfristig finanziert werden
Bis 2030 will die Bahn eine Generalsanierung des Netzes bewältigen. Naumann begrüßt den Schritt. Die Bahn habe sich sorgfältig darauf vorbereitet. Allerdings werde es während der Arbeiten zu deutlichen Einschränkungen kommen, etwa auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg.
Das größte Problem sieht Naumann darin, dass eine langfristige Finanzierung der Bahnreparatur fehle. Eine finanzielle Sicherung auch über das Jahr 2030 hinaus sei dringend notwendig. "Weil nur dann sind die Unternehmen, die solche Schienensanierungen durchführen, auch bereit, in ihre teuren Gerätschaften zu investieren."