Interview - Barley (SPD): "Ergebnis ist für uns unglaublich bitter"
Bei der Europawahl haben die Parteien der Ampelkoalition deutlich an Stimmen verloren. Die SPD fällt laut vorläufigem amtlichen Endergebnis auf knapp 14 Prozent. Am meisten Kopfzerbrechen bereite ihr, dass viele bisherige SPD-Wähler zu Nichtwählern geworden sind, sagt Spitzenkandidatin Katarina Barley.
Das Ergebnis der Europawahl spiegele "überhaupt nicht die Stimmung im Wahlkampf wider", sagt SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley. "Ich habe ja den Vergleich von vor fünf Jahren. Die Veranstaltungen waren proppenvoll, die Stimmung war ganz anders - viel wachsamer und auch positiver uns gegenüber", meint sie. Es seien auch viele Menschen neu in die SPD eingetreten. "Es ist für uns wirklich unglaublich bitter, die Zahlen jetzt zu sehen."
1,5 Millionen bisherige SPD-Wähler haben nicht mehr gewählt
Die Daten von Infratest Dimap zeigen, dass 1,5 Millionen Menschen, die zuletzt der SPD ihre Stimme gegeben hatten, nun nicht mehr zur Wahl gegangen sind. "Das ist die Zahl, die mir am meisten Kopfzerbrechen macht", sagt Barley. "Das ist für mich das größte Fragezeichen. Denn der Kampf gegen Rechts und um die Demokratie ist sozialdemokratische DNA, was normalerweise unsere Leute total mobilisiert." Warum das diesmal nicht geklappt habe, müsse die SPD jetzt analysieren.
Demokratiefeinde legen europaweit zu
Man erlebe es nicht nur in Deutschland, sondern europaweit und sogar weltweit, dass die Parteien, die "die Demokratie ganz offen angreifen", zulegen, betont die Vizepräsidentin des Europaparlaments. Warum es der SPD nicht gelingt, den Menschen die Verunsicherung zu nehmen, werde die Partei nun in der Analyse der Europawahl besprechen. Außerdem müsse die Ampelkoalition besser "nach außen agieren" - es gehe dabei vor allem um das Zusammenspiel der drei Parteien.