Interview - Wagenknecht: Wir müssen mit Russland irgendwie klarkommen
Wladimir Putin hat sich ohne Oppositionskandidaten für weitere sechs Jahre als russischer Präsident bestätigen lassen. Sahra Wagenknecht, Gründerin der neuen Partei BSW, fordert weitere Verhandlungsbemühungen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.
Im Ukraine-Krieg könne es keine militärische Lösung geben, sagt Sahra Wagenknecht, Gründerin der neuen Partei BSW: "Die Ukraine wird diesen Krieg militärisch gegen die Atommacht Russland nicht gewinnen können." In den vergangenen Jahren habe der Westen viele Waffen geliefert, die Verhandlungsposition der Ukraine habe sich aber nicht verbessert, sondern das Land sei geschwächt. "Deutschland läuft Gefahr, sich immer tiefer in diesen Krieg hineinziehen zu lassen", so Wagenknecht.
Mit Blick auf den Ursprung des Ukraine-Kriegs erklärt die BSW-Gründerin, es sei um die Frage der Nato-Mitgliedschaft oder einer möglichen Neutralität gegangen. Daher müsse es ihrer Ansicht nach eine Kompromissbereitschaft für eine neutrale Ukraine geben, die in Frieden mit Sicherheitsgarantien leben kann, "aber in der es perspektivisch dann nicht mehr zehn CIA-Basen an der russischen Grenze gibt und schon gar keine Raketenbasen."
Wagenknecht-Vorschlag: Waffenlieferungen einstellen für sofortigen Waffenstillstand
Man müsse sich zumindest um Verhandlungen bemühen. "In einer Welt, in der es Atomraketen, in der es Atomwaffen gibt, kann Sicherheit nur gemeinsam gestaltet werden." Das Ziel müsse sein, dass nicht ein neues Wettrüsten oder neue Kriegsgefahr entsteht. "Sondern wir müssen sehen, dass wir irgendwie miteinander klar kommen."
Die Politikerin betont: "Deswegen muss man den autokratischen Machthaber Putin nicht gut finden, aber es ist unser großer Nachbar im Osten, und der wird auch nicht verschwinden." Wagenknecht spricht sich für ein Angebot aus, "Waffenlieferungen einzustellen, wenn im Gegenzug Moskau einem sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zustimmt." Allerdings müsse man dann auch vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verlangen, dass auch er zu Verhandlungen bereit ist, so Wagenknecht.