Interview - Bildungsexpertin: Schulsystem seit Jahrzehnten nicht angepasst
Am Samstag hat das Bündnis "Schule muss anders" zu einem bundesweiten Protesttag aufgerufen, auch in Berlin und Potsdam. Die Bildungsexpertin Myrle Dziak-Mahler fordert von der Politik eine "Bildungswende" - sonst werde Deutschlands Wirtschaft die Konsequenzen spüren.
"Wir unterrichten unsere Kinder und unsere Jugendlichen im Kern immer noch so, wie wir es nach 1945 […] aufgebaut haben", sagt Myrle Dziak-Mahler. Seitdem gebe es einen Rückstau in der Weiterentwicklung von Schule. Die Bildungsexpertin von der Uni Köln ist ehemalige Kanzlerin der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und nimmt auch am Protesttag teil.
"Wir haben es versäumt, mit Eintritt in eine Welt, die globalisiert ist, die digitalisiert ist, die einen ganz anderen Zuschnitt hat auch an Arbeitsplätzen, an Gesellschaft, an Herausforderungen, die Schulen daran anzupassen," kritisiert Dziak-Mahler.
Dziak-Mahler fordert ein Umdenken von Bundesfinanzminister Lindner
Der Lehrkräftemangel sei nur eines von vielen Problemen an deutschen Schulen. Deswegen brauche es eine "Bildungswende". "Wir brauchen ja so etwas wie multiprofessionelle Teams, also Menschen unterschiedlicher Berufe, die dafür Sorge tragen, dass unsere Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale entfalten können und auch hier individuell gefördert werden."
Weiter sagt die Bildungsexpertin: Wenn die Gesellschaft es zukünftig versäume, ihre Jugend gut auszubilden, werde Deutschland in Zukunft wirtschaftlich nicht mithalten können. "Wenn das verstanden wird, dass das eine Investition ist, die die Zukunft unseres Landes sichert, dann sind auch Menschen wie der Finanzminister möglicherweise zu überzeugen, dass hier deutlich mehr Geld investiert werden muss."