Die EU-Urheberrechtsreform

Demonstration gegen die EU-Urheberrechtsreform zum Artikel 13 und gegen die Neuregelungen zu Internet-Uploadfiltern in Berlin. (Bild: imago/ K.M.Krause)
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Das Europaparlament hat der umstrittenen Reform des Urheberrechts ohne Änderungen am Dienstag zugestimmt. Vor allem der Artikel 13 der Novelle schürt Streit und Ängste - bei Internetnutzern und in der Politik. Unsere Übersichtsseite zur Debatte um die EU-Urheberrechtsreform.

Stimmen zur Entscheidung

Der CDU-Europapolitiker Axel Voss hat die Zustimmung des Europaparlaments zum neuen Urheberrecht als "Siege für die Demokratie" gewertet. "Mit der Reform schaffen wir erstmals Rechtssicherheit für private User, die Musik oder Videos ins Internet stellen", sagt Voss, der das Vorhaben federführend mit den EU-Staaten verhandelt hatte, am Dienstag nach der entscheidenden Abstimmung im Parlament. "Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, die Prinzipien des Rechtsstaats gelten auch im Netz."

Die schärfste Kritikerin des Vorhabens, Piraten-Politikerin Julia Reda, sprach auf Twitter hingegen von einem schwarzen Tag für die Netzfreiheit. Der SPD-Europapolitiker Tiemo Wölken, ebenfalls prominenter Gegner von Teilen der Reform, sagte: "Die Parlamentsmehrheit ignoriert die Stimmen hunderttausender junger Menschen."

(Quelle: dpa)

Stimmen zur Entscheidung

Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert das Ja des Europaparlaments zur umstrittenen Urheberrechtsreform. Die Abgeordneten hätten damit mehrheitlich gegen die Interessen von Internetnutzern gestimmt, erklärte am Dienstag Vorstand Klaus Müller. "Damit bedrohen verpflichtende Uploadfilter auch viele vollkommen legale nutzergenerierte Inhalte." Die Filter könnten nicht wirkungsvoll zwischen erlaubter und nicht erlaubter Nutzung unterscheiden, warnte er. "Filter wissen nicht, was Parodien sind oder ob ein Inhalt zitiert wurde."

Whistleblower Edward Snowden hat die Entscheidung des EU-Parlaments in Sachen Urheberrechtsreform scharf kritisiert. "Vergiss nie, was sie hier gemacht haben", twitterte der 35-Jährige auf Deutsch. Dabei richtete er sich besonders gegen die Unionsfraktion im Straßburger Parlament: "Da die @CDU_CSU_EP gestimmt hat für nie mehr Internetfreiheit, muss das Internet für nie mehr @CDU_CSU_EP stimmen. #nieMehrCDU.» Snowden, der 2013 die ausufernde Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA öffentlich gemacht hatte, lebt nach wie vor im russischen Exil.

Die EU-Urheberrechtsreform 2019

Zuletzt geändert wurde das Urheberrecht im Jahr 2001 - noch bevor sich Smartphones und digitale Plattformen wie YouTube oder Facebook flächendeckend durchgesetzt hatten. Mit dem neuen Urheberrecht sollen nun die Entwicklungen an das digitale Zeitalter angepasst werden. Digitalkonzerne wie Google oder Facebook sollen dafür zahlen, dass sie Inhalte von Medienunternehmen auf ihren Seiten darstellen. Im Rahmen der Reform müssten sie einen kleinen Teil ihrer Verkaufserlöse mit den Urhebern dieser Inhalte teilen. Kritiker befürchten, dass durch das Vorhaben der EU die Meinungsfreiheit im Internet eingeschränkt werden könnte. Anbieter-Plattformen wie YouTube sollen in Zukunft bereits beim Hochladen überprüfen, ob Inhalte urheberrechtlich geschütztes Material enthalten. Das geht nach Meinung vieler Kritiker nur über automatisierte Filter, bei denen die Gefahr bestehe, dass viel mehr als eigentlich nötig aussortiert wird. Außerdem wird befürchtet, dass die Upload-Filter teuer werden und sich so neue Oligopole bilden, die den Zugang zum Internet kontrollieren könnten.

Beiträge auf Inforadio.de

21.03.2019, Abschaltung der Wikipedia-Seite. Aus Protest gegen den geplanten Artikel 13 der Europäischen Union schaltet Wikipedia für 24 Stunden sein Angebot ab (Bild: imago images/MiS)
imago images/MiS

Medienmagazin - EU-Urheberrechtsreform: Lobby-Krieg mit extremen Mitteln

Der Streit um eine Reform des europäischen Urheberrechts geht in seine finale Phase. Netzaktivisten erhöhen den Druck auf die Politik, indem sie die deutschsprachige Wikipedia abschalten. Auch die Kampagne von Youtube zeigt zunehmend ihre Wirkung und immer mehr, vor allem junge Nutzer*innen, gehen auf die Straße. Aber auch die andere Seite setzt im Lobbyismus auf geschickte, bisweilen aber auch fragwürdige Mittel. Weitere Themen: der Einfluss von Influencer im Netz, Ministerpräsidenten vertagen Entscheidungen zum Rundfunkbeitrag.  

Protestplakat zur EU-Urheberrechtsreform (Foto: dpa)
dpa

Interview - Trüpel (Grüne) glaubt nicht an Zensur durch Uploadfilter

Kurz vor der entscheidenden Abstimmung zum neuen EU-Urheberrecht im Europaparlament ist eine Mehrheit für das Vorhaben mit Artikel 13 fraglich. Der Protest gegen die darin vorgesehenen "Uploadfilter" wurde zuletzt immer größer. Die Grünen-Politikerin Helga Trüpel ist stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung im EU-Parlament. Im Inforadio weist sie die Befürchtungen der Uploadfilter-Kritiker zurück.

Über die Reform des Urheberrechts wird abgestimmt.
dpa

Auf den Punkt - Urheberrecht: Über was entscheidet das Europaparlament?

Die Debatte über die Urheberrechtsreform läuft. Umstritten ist sie vor allen Dingen in Deutschland - denn hier befürchten viele, dass es durch Uploadfilter der Netzgiganten wie Google und Co. zu Zensur kommen würde. Über was die Abgeordneten  abstimmen, bringt Brüssel-Korrespondent Stephan Ueberbach auf den Punkt.

Protest gegen Uploadfilter und die EU-Urheberrechtsreform in Berlin am 02.03.2019 in Berlin. (Bild: imago/ Stefan Boness)
imago/ Stefan Boness

Interview - Voss zu Uploadfiltern: Risiko liegt bei Betreiberplattformen

Die einen fürchten das Ende des Internets wie wir es kennen, die anderen pochen auf verbessertes Urheberrecht. Nach großen Protesten gegen Leistungsschutzrecht und Uploadfilter im Netz kommt nun wieder Bewegung in die Sache und auch CDU-Digitalpolitiker zweifeln am Einsatz der Filter. Wir sprechen darüber mit Axel Voss (CDU). Er ist Mitglied im Rechtsausschuss des EU-Parlaments und hat die neue Richtlinie mit vorangetrieben.

Protest gegen Uploadfilter am 2.3.19 in Berlin (Bild: imago/Ipon)
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Interview - Reda: "Ein Nein zu Uploadfiltern könnte Mut machen"

Europaweit werden am Samstag Menschen gegen die EU-Urheberrechtsreform auf die Straße gehen. In der kommenden Woche wird im EU-Parlament über diese Reform abgestimmt. Julia Reda sitzt für die Piratenpartei im Europaparlament. Im Inforadio fordert sie das Parlament erneut dazu auf, gegen den Uploadfilter zu stimmen - und sieht darin eine große Chance für die europäische Demokratie. Deutliche Kritik übt sie an der Bundesregierung.

Was regelt der strittige Artikel 13?

Mit der Urheberrechtsreform will die EU die Ansprüche des Urheberrechts an die heutige Zeit anpassen. Heftig umstritten ist Artikel 13 der neuen Richtlinie. Was regelt er und welche Folgen hat er?

  • Welche Plattformen sind betroffen?

  • Sind Upload-Filter vorgeschrieben?

  • Wird die Meinungsfreiheit eingeschränkt?

  • Ändert sich der Charakter des Internets?

  • Was geschieht beim Scheitern der Richtlinie?

Keyboard mit Data-Cloud-Zeichen (Bild: imago/chromorange)
imago/chromorange

Auf den Punkt - Was ist ein "Upload-Filter"?

"Es ist das Ende des freien Internets!" - heißt es auf der einen Seite. Von der anderen kommt: "Endlich eine sichere Rechtslage, die Großkonzerne wie Google in die Schranken weist!". Das Urheberrecht in Europa soll reformiert werden. Der Entwurf ist höchst umstritten, vor allem Artikel 13. Der schreibt de facto sogenannte "Upload-Filter" vor. Was das ist und warum die Idee so viele Weltuntergangsängste beschwört, erklärt Martin Adam aus der Inforadio-Redaktion.

Stimmen zur Entscheidung

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) bedauert die Zustimmung des Europaparlaments zu einigen sehr umstrittenen Punkten bei der Reform des Urheberrechts. "Ich bedaure sehr, dass das Europäische Parlament sich heute nicht gegen Uploadfilter positioniert hat", sagte Barley am Dienstag in Berlin. "Sie sind der falsche Weg." Barley betonte: "Jetzt geht es darum, die Richtlinie so umzusetzen, dass Künstlerinnen und Künstler tatsächlich davon profitieren und Meinungsfreiheit und Vielfalt im Netz erhalten bleiben." Im Vorfeld hatte Barley die Union dazu aufgerufen, im Europaparlament Auflagen für Internetplattformen wie Youtube zu verhindern, die den Einsatz von Filterprogrammen nach sich ziehen könnten.

Die CDU-Spitze pocht nach dem Ja des Europaparlaments zum neuen Urheberrecht auf eine Umsetzung in Deutschland ohne die umstrittenen Uploadfilter. Nach der Abstimmung schrieb CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Dienstag auf Twitter: "Nun geht es um die nationale Umsetzung." Die CDU habe hier gute Vorschläge gemacht: "Urheber schützen, Nutzer & Meinungsfreiheit stärken, Plattformen verpflichten – und das ohne #Uploadfilter."

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) begrüßen die Verabschiedung der EU-Urheberrechtsrichtlinie im Europäischen Parlament. "Die Zustimmung zur Reform ist ein 'Ja' zur digitalen Zukunft von Kultur und Medien und zu einer lebendigen und vielfältigen Kreativlandschaft in Europa", teilten beide Verbände am Dienstag in Berlin mit. "Nun muss der Rat der EU zustimmen, und die Bundesregierung muss die Richtlinie schnell und sachgerecht umsetzen."

(Quelle: dpa)