Do 28.04.2016 | Das vernetzte Ich - Werden wir durch das Netz demokratischer?
Welche Bedeutung hat das Netz für die Demokratie? Darüber sprechen wir mit Politikerinnen und Experten und lassen uns von Auslands-Korrespondenten berichten, welche politische Rolle das Internet in den USA und in der arabsichen Welt spielen.
Jeder kann heute via Internet mit jedem kommunizieren, in Echtzeit. Und diese Möglichkeit wird exzessiv genutzt: In professionellen Debattenforen, Kommentarfeldern, auf den sozialen Plattformen. Dahinter stand einst auch eine große Hoffnung: Dass die Welt womöglich eine demokratischere werde, wenn sich alle Menschen an Debatten beteiligen können. Was ist daraus geworden?
In Tunesien beispielsweise hat das Internet eine gewichtige Rolle beim Ausbruch des Arabischen Frühlings gespielt - die sozialen Medien haben den Regimegegnern damals wichtigen Rückenwind verschafft, wie Korrespondent Jens Borchers berichtet.
Dass soziale Medien einen Beitrag zur Demokratie leisten, das unterschreibt auch Washington-Korrespondent Andreas Horchler. Er beobachtet gerade den US-Wahlkampf. Dabei sieht er aber auch die Gefahr, dass das Netz missbraucht wird: Es weniger als Katalysator des Volksbegehrens wirkt, sondern Politikern als Durchlauferhitzer ihrer Botschaften.
Die Rolle von Social Media in der deutschen Politik
Das Internet gibt Politikerinnen und Politikern auch in Deutschland die Möglichkeit, viel einfacher und regelmäßiger mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu kommen. Es bedeutet aber auch mehr Kontrolle ihrer Arbeit durch die Öffentlichkeit. Welche Rolle spielen die sozialen Medien im Alltag und Auftreten von Politikern, wie gehen sie damit um. Die Berliner Landespolitikerin Anja Schillhaneck (Bündnis 90 / Die Grünen) und die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU) sind beide sehr aktiv bei Twitter - nicht unbedingt zur Freude aller Kollegen, wie sie im Beitrag von Laura Will berichten.
140 Zeichen - Soziale Medien und der US-Wahlkampf
Werden wir durch das Netz eigentlich demokratischer und wie verändern Facebook, Twitter und Snapchat die Politik? Ein Blick in die USA zeigt: Ohne virtuellen Wahlkampf geht dort gar nichts mehr. Denn im Rennen ums Weiße Haus setzen die Kandidaten von Republikanern und Demokraten auf Soziale Medien. Ihre Hoffnung: Junge Menschen zu erreichen. Ob das gelingt, berichtet US-Korrespondent Andreas Horchler in der Nahaufnahme.
Kommunikations-Emanzipation für Politiker
Auch für die Politiker selbst hat sich durch die sozialen Medien einiges verändert, sagt der Kommunikations-Wissenschaftler Mario Anastasiadis von der Uni Bonn. So bedeute das Internet für die Politiker "auch eine Befreiung von journalistischen Limitierungen", sprich: Sie sind jetzt freier im Umgang mit der Bevölkerung. Deswegen hat sich der Umgang mit sozialen Medien in der Politik auch vom Ausnahmefall zum Regelfall entwickelt, so Anastasiadis. Allerdings beschränkt sich die Kommunikation bislang in erster Linie auf Verlautbarung: "Die Dialogorientierung ist geringer, als es die sozialen Medien eventuell haben erhoffen lassen." Dafür bekommt die Politik nun einen Einblick in die Gefühlslage der Wähler, die es so vorher nicht gab.