Fr, 29.04.2016 | Das vernetzte Ich - Hochkochende Emotionen dank Facebook und Co?
Facebook ist vom Ort der schönen Urlaubsbilder und lustigen Katzen-Videos zu Deutschlands größtem Stammtisch geworden, an dem sich immer mehr Hass und Hetze breit machen. Wie soll man damit umgehen? Darüber sprechen wir mit Experten und Opfern der Hetze.
Immer am Vergleichen: Die Facebook-Depression
Wer viel in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, der sieht vor allem eines: Was andere so machen. Das ist auch ja eigentlich auch Sinn des Netzwerks. Aber: Man kann sich dort auch wunderbar mit anderen vergleichen. Wer sich also gut gelaunt einloggt, der loggt sich oft neidisch und mit schlechter Laune aus. Was macht der ständige Vergleich eigentlich mit der eigenen Psyche? Inforadio-Reporterin Laura Will hat nachgefragt.
Ließ nie die Kommentare! In manchen Online-Diskussionen ist es mittlerweile zur goldenen Regel geworden. Gerade wenn es um politische Fragen geht, wird's schnell unsachlich, wenn nicht sogar bedrohlich. Fakten können verdreht und Menschen beleidigt werden - die anonyme Distanz macht möglich, was sich viele im direkten Gespräch wohl kaum trauen würden. Auch Christina Dinar hat das schon zu spüren bekommen. Bei der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin leitet sie das Projekt "no-nazi.net". Dabei setzt sie sich immer wieder mit Online-Hetze, sogenannter Hatespeech auseinander. Wir sprechen mit ihr darüber.
"Wir müssen einen gemeinsamen Code entwickeln"
Auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, das Internet schürt Emotionen, facht die Wut und die Leidenschaft mancher Mitmenschen erst richtig an - das ist natürlich nicht so. Temperamentvolle Diskussionen und heftige Auseinandersetzungen haben wir auch schon geführt, als es das online "vernetzte Ich" noch gar nicht gab - und vernetzt noch vor allem bedeutete, dass man weiß, wer einem auf dem Markt den neuesten Klatsch erzählt oder auf der Karriereleiter nach oben helfen kann.
Und doch - etwas ganz Entscheidendes ist anders im weltweiten Gewebe, sagt der Journalist und Psychologe René Träder: "Im Netz kommen alle Kulturen und sotzialen Schichten zusammen, müssen zusammen leben und einen gemeinsamen Code entwickeln. Und ich glaube, dass ist noch wahnsinnig viel Arbeit für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft, da eine gemeinsame Sprache und vielleicht auch Lockerheit zu entwickeln."
Deswegen empfiehlt er: "Wenn man negative Botschaften liest, sollte man versuchen, die ganzen Emotionen wegzuschmeißen und sich zu fragen: Was will mir derjenige eigentlich sagen? Was ist sein Anliegen? Was hätte er mit face to face gesagt? Und so das ein bisschen zu bereinigen, um sich dann nicht selbst in den Teufelskreis zu begeben, dass man dann auch wütend wird und zurück schreibt."