Vor einer Statue in Lwiw erinnern Menschen dem Geburtstag des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera.
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Vis à vis - Ukrainischer Nationalist Stepan Bandera: Ein problematisches Idol

Der Nationalist Stepan Bandera ist für viele in der Ukraine ein Idol. Das sei problematisch, denn der habe den Kampf für die Freiheit des Landes im Geiste des Faschismus geführt, sagt Historiker Grzegorz Rossoliński-Liebe. Von Matthias Bertsch

Stepan Bandera baute in der Ukraine eine nationalistische Bewegung auf - in einer Zeit, in der es einen solchen Staat noch nicht gab. Für viele Ukrainer ist Bandera bis heute ein Idol. Vor allem im Westen des Landes gibt es zahlreiche Denkmäler, die ihn als großen Patrioten zeigen. Der deutsch-polnische Historiker Grzegorz Rossoliński-Liebe hat viele Jahre über den ukrainischen Nationalisten geforscht und ein Buch über ihn geschrieben. Nun ist es auf Deutsch erschienen.

Historiker: Bandera wollte mit Nazis zusammenarbeiten

 

Der Autor sagt, Bandera habe sich in einer Zeit für die Freiheit der Ukraine eingesetzt, in der sich der Faschismus in Europa verbreitet habe. "Bandera war eine Person, die den Kampf für den ukrainischen Staat in einem Geist des Faschismus ausgeführt hat." Er sei daher kein Gegner der Nationalsozialisten in Deutschland gewesen. "Aus seiner eigenen Sicht war er das nicht, weil er mit ihnen zusammenarbeiten wollte", sagt Rossoliński-Liebe. Die Ideologie habe sich in vielen Punkten überschnitten - vor allem, was den Antisemitismus betrifft.

"Unterschieden haben sie sich in der Geopolitik." Denn Nazi-Deutschland habe andere Pläne für die Ukraine gehabt: Auf dem Gebiet der Sowjetunion sollten nach der Eroberung keine freien Staaten etabliert werden.

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