Interview - Schavan: Christentum war von Beginn an politisch
Der Leichnam von Papst Franziskus wird am Mittwoch im Petersdom aufgebahrt. Die ehemalige Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan (CDU), sagt, mit ihm hätten die Armen der Welt ihren größten Fürsprecher verloren.
Zwei Tage nach seinem Tod wird der Leichnam von Papst Franziskus in den Petersdom in Rom überführt. Es wird erwartet, dass zehntausende Menschen am offenen Sarg Abschied nehmen wollen. Die ehemalige deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan (CDU), hat in dem Zusammenhang die gesellschaftspolitische Rolle der Kirche hervorgehoben.
"Das Christentum war politisch von Beginn an", sagt sie. Das lasse sich nicht von der geistig-spirituellen Seite trennen. Schavan reagiert damit auf Äußerungen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). Sie hatte die Kirchen aufgefordert, sich auf Aufgaben wie Seelsorge zu konzentrieren, anstatt sich zu aktuellen Themen zu äußern. Schavan sagt, es könne sein, dass man nicht mit allem einverstanden sei, was die Kirche sage. Man sollte aber zumindest zuhören.
Schavan: Franziskus hat Wunden der Welt vor Augen geführt
Papst Franziskus beschreibt sie als einen "zutiefst liebenden Menschen". Bei seinen Botschaften sei er aber auch ein Kämpfer gewesen. "Als die Todesnachricht kam, habe ich als erstes gedacht, nun haben die Armen der Welt ihren größten Fürsprecher verloren." Franziskus habe uns die Wunden der Welt vor Augen geführt. "Ich bin davon überzeugt, das wird in die Papstgeschichte eingehen: Der Mann, der seiner Kirche, der den Christen und Christinnen sagt, geht an die Ränder, bleibt nicht in den Kathedralen."