Interview - Politologe: USA-Russland-Gespräche über Köpfe von Ukrainern und Europäern
Die USA und Russland führen Vorgespräche über die Zukunft der Ukraine. Der Politologe Sascha Lohmann sagt, die Europäer seien von der Geschwindigkeit der Annäherung zwischen den USA und Russland überrumpelt worden.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein amerikanischer Kollege Marco Rubio sprechen in Riad in Saudi-Arabien über eine mögliche Lösung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Der US-Außenminister sei damit beauftragt, auszuloten, "inwiefern ein direktes Gespräch zwischen dem russischen und dem US-amerikanischen Präsidenten in den nächsten Tagen wirklich stattfinden kann", sagt der Politologe Sascha Lohmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik. US-Präsident Donald Trump sei sehr daran interessiert, den Krieg Russlands gegen die Ukraine einzufrieren und dann zu beenden.
Europäer und Ukrainer außenvor bei Gesprächen
Es stehe aber zu befürchten, dass die Pläne vorsehen, dass die Ukraine Gebiete an Russland abtreten soll und dass sie nicht Mitglied der Nato wird. "Wir sehen auch, so wie die Vorgespräche jetzt geführt worden sind […], dass auch hier über die Köpfe der Ukrainer und der Europäer verhandelt wird", so Lohmann.
Der Politologe erklärt außerdem: "Sicher sind die Europäer von der Geschwindigkeit überrumpelt worden, mit der die Trump-Administration diese Gespräche und auch die Wiederannäherung an die russische Führung vorantreibt." Man müsse nun sehen, inwieweit die Europäer überhaupt noch die Möglichkeit haben, zu reagieren oder ihre Interessen durchzusetzen. Sie hätten anzubieten, militärische Kapazitäten zu organisieren, so Lohmann.
Politologe: China verspricht sich, sich durch Ukaine-Lösung Vorteile im Handelskonflikt zu verschaffen
Auch China versuche Einfluss zu nehmen. Die Lösung des Ukraine-Konflikts biete dem Land eine gute Möglichkeit, Trump etwas anzubieten. Der Politologe verweist auf die Rivalität zwischen den USA und China im Handels- und Finanzbereich. "Und da hat man sicherlich aus Sicht Pekings hier die Möglichkeit gesehen, etwas in die Waagschale zu werfen, mit dem vielleicht auch im Handelskonflikt sich ein paar Vorteile verschaffen lassen."