Interview - MSC-Vize Rudolph: Ukraine hat eine "europäische Zukunft"
Bei der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) hielten sich die USA zur Zukunft der Ukraine bedeckt. Europa müsse sich fragen, was es selbst leisten könne, sagt der MSC-Vize-Vorsitzende Rainer Rudolph.
Die Rede von US-Vizepräsident JD Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz habe alle vor Ort "ziemlich durchgeschüttelt", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Konferenz Rainer Rudolph. "Auf der anderen Seite muss man auch sagen: Die Europäer und auch gerade die Deutschen haben dann spontan und klar reagiert." Die zentrale Frage sei nun, wie es in den transatlantischen Beziehungen weitergehe, "auch wenn sie unter Druck sind".
Rudolph: Europa muss mehr für eigene Sicherheit tun
Die Europäer müssten sich darüber klar werden, was sie selbst für die Ukraine tun könnten, sagt der Sicherheitsexperte. Was Europa bisher geleistet habe, könne sich sehen lassen, findet er. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen summiere sich die bisherige militärische und zivile Unterstützung aus Europa auf insgesamt rund 140 Milliarden US-Dollar.
Die zweite Frage sei, was die Europäer in Zukunft für ihre eigene Sicherheit tun können, so Rudolph. "Das haben in München sehr viele Regierungschefs und Minister klar gesagt und sich dazu bekannt: Europa weiß, es muss in Zukunft mehr in seine eigene Sicherheit investieren." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe in seiner Rede auch deutlich klar gemacht, dass er auf die Unterstützung aus Europa setze.
Wo steht Europa in den Friedensverhandlungen?
"Die Ukraine ist ein europäisches Land und sie ist ja auch EU-Beitrittskandidat", betont der MSC-Vize-Vorsitzende. "Die Rolle der Europäer in diesen Verhandlungen muss daraus entstehen, was für einen Beitrag sie für die Ukraine für eine künftige Friedenslösung und […] langfristig leisten können. Und dann kommt man automatisch an den Tisch, weil man was beizutragen hat zu den Verhandlungen."
Dabei gehe es etwa auch um den Wiederaufbau nach dem Krieg, so Rudolph. "Die Ukraine ist unser Nachbarland - es sind viele Vertriebene aus der Ukraine in den europäischen Ländern, auch hier bei uns in Deutschland." Es gehe darum, eine Zukunft für diese Menschen in ihrem Heimatland aufzubauen, sagt der Sicherheitsexperte. "Diese europäische Zukunft der Ukraine schaffen wir hier in Europa."