Interview - Politologin: "Waffenstillstand in Ukraine nicht schnell umsetzbar"
Kurz nach dem Ende der Münchner Sicherheitskonferenz wollen die USA mit Russland über einen Frieden in der Ukraine verhandeln. Europa und die Ukraine seien dabei außen vor, sagt Politologin Gwendolyn Sasse.
Details über die ersten Verhandlungen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien seien nicht bekannt, sagt Gwendolyn Sasse, Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien. "Was bemerkenswert ist, ist einfach das Tempo, mit dem jetzt gearbeitet wird", erklärt sie. "Und man muss das Schlimmste befürchten."
Sasse: "Hat mit einem gerechten Frieden nichts zu tun"
Sicher sei, dass Trump, Putin und ihre Regierungsvertreter "jetzt weitere Schritte unternehmen, um zu einem sogenannten Waffenstillstand oder Frieden zu kommen", sagt Sasse. "Das hat natürlich mit einem gerechten Frieden nichts zu tun." Mit dem schnell einberufenen Sondergipfel von EU- und Nato-Vertretern in Paris am Montag werde versucht, eine europäische Antwort darauf zu finden.
"Bisher war ganz klar zu spüren auf der Münchner Sicherheitskonferenz: Europa und die Ukraine sitzen einfach nicht mit am Verhandlungstisch", so die Politikwissenschaftlerin. Es sei auch klar, dass sich ein Waffenstillstand oder Friedensabkommen, das Trump und Putin aushandeln könnten, gar nicht so schnell umsetzen lassen wird.
"Das ist keine Entscheidung von zwei Männern, zwei Präsidenten", sagt Sasse. "Ich erwarte nicht, dass eine wirkliche Auswirkung auf die Ukraine vor Ort in dieser Woche erfolgen wird. Das ist einfach illusorisch." Die Menschen auf dem Schlachtfeld würden nicht einfach sofort aufhören zu kämpfen, nur weil Trump und Putin das entscheiden, so die Politologin.
Selenksyj hofft auf Europas Unterstützung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenksyj habe auf der Münchner Sicherheitskonferenz "die eigentliche große europäische Rede gehalten", meint Sasse. "Er hat es wirklich auf den Punkt gebracht und gesagt: Keine Entscheidung über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Entscheidung über Europa ohne Europa."
Selenskyj hoffe darauf, dass die europäischen Mitglieder der Nato und die EU endlich realisierten, dass sie Russland und den USA etwas entgegensetzen müssen, so die Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien.