Interview - Verbraucherzentralen fordern Preisbeobachtungsstelle
Lebensmittel kosten heute knapp 30 Prozent mehr als vor drei Jahren. Michaela Schröder vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert deswegen eine Preisbeobachtungsstelle.
Bei der Grünen Woche in Berlin sind wieder Köstlichkeiten aus aller Welt zu bewundern – die sich allerdings kaum noch jemand leisten kann: Im Durchschnitt sind Lebensmittel heute etwa 30 Prozent teurer als vor drei Jahren. Die Hersteller geben die hohen Energiepreise als Grund an sowie gestiegene Personalkosten und Ernteausfälle.
Michaela Schröder, Bereichsleiterin Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), sieht diese Gründe auch – aber auch noch andere: Es habe in den vergangenen Jahren ein Momentum gegeben, dass die Verbraucher bereits mit der Erwartung gestiegener Preise in den Supermarkt gegangen seien:
Verbraucherzentrale: Preisgestaltung ist eine Blackbox
"Da kann man vermuten, dass einige Unternehmen das ausgenutzt haben, um langfristig höhere Preise durchzusetzen. […] Wenn Preise einmal erhöht wurden, werden sie nicht mehr gesenkt. […] Natürlich sind einige Preissteigerungen sicherlich erforderlich aufgrund der gestiegenen Preise in der Lieferkette – aber wahrscheinlich nicht alle."
Die Zusammensetzung der Preise sei aktuelle eine "Blackbox", so Schröder. Auch die teilweise starken Schwankungen von Woche zu Woche seien kaum zu erklären. Deswegen fordert sie die Einführung einer Preisbeobachtungsstelle: "So wäre auch offensichtlich, wenn jemand ungerechtfertigte Preissteigerungen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergibt."
Preisbeobachtungsstelle könnte Transparenz bringen
In anderen Ländern wie Frankreich oder Spanien gebe es das bereits. Alle Beteiligten der Lieferkette müssten dann ihre Preise offenlegen, damit Experten einschätzen könnten, ob eine Preissteigerung gerechtfertigt ist oder nicht. Das müsse dann einmal im Jahr dem Bundestag vorgestellt werden, der dann politische Maßnahmen davon ableiten könne.