Interview - SOS-Kinderdörfer: "Brauchen humanitäre Hilfe in Syrien"
Vor knapp einer Woche wurde in Syrien das Assad-Regime gestürzt. Der Krieg habe die Kinder im Land "sehr, sehr hart" getroffen und schwerste Traumatisierungen verursacht, sagt Lanna Idriss von SOS-Kinderdörfer weltweit.
Es gebe zwei SOS-Kinderdorf-Standorte in Syrien - in Aleppo und Damaskus, erklärt Lana Idriss, Vorsitzende des Vorstands des SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland. "Als die Rebellen nach Aleppo kamen, hatten wir natürlich sehr große Sorge", sagt sie. "Aber es verlief sehr friedlich." Und dann hätten sich bei den Frauen und Kindern dieselbe Euphorie und Freude verbreitet wie im Rest des Landes, dass Assad gestürzt wurde.
Seit dem Machtwechsel habe sich für Hilfsorganisationen einiges verbessert. "Die Zugänge haben sich deutlich vereinfacht - über den Libanon oder die Türkei", berichtet Idriss. Lebensmittel, Benzin und Geld könnten nun viel besser dorthin gebracht werden, wo sie gebraucht würden. Sie sei insgesamt optimistisch, dass die Rebellen Syrien nicht in einen Islamistischen Staat verwandeln werden.
Krieg traf Kinder besonders hart
Humanitäre Hilfe in Syrien und vor allem Kinder sei dringend nötig, so Idriss. "Wir haben es mit ultraschweren Traumatisierungen zu tun“, sagt sie. "Wir haben Kinder, die Waisen geworden sind im Krieg." Andere seien von häuslicher Gewalt betroffen. Außerdem sei die Armut groß; die Preise seien explodiert.
Es sei unglaublich wichtig, dass die Kinder ihre Traumata nun verarbeiten könnten, so die SOS-Kinderdorf-Vorständin. Manche von ihnen hätten in Gefängnissen gesessen und noch niemals das Tageslicht gesehen. Sie bräuchten dringend psychologische Unterstützung. "Wir versuchen jetzt auch, unseren Mitarbeiterstamm auszubauen, um mehr Kinder zu erreichen", sagt Idriss.