Interview - Ukraine-Unterstützung: Experte erwartet neue Debatte über Taurus
1000 Tage sind vergangen, seit Russland die gesamte Ukraine überfallen hat. Für das angegriffene Land sehe es im Moment nicht gut aus, sagt Michael Brzoska. Langstreckenwaffen könnten aus seiner Sicht einen Vorteil bringen.
"Im Moment läuft der Krieg sehr gut für die Russen", sagt Michael Brzoska vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Die schwache Position der Ukraine sei ein Grund für den Kurswechsel von US-Präsident Joe Biden. Der hatte Medienberichten zufolge Beschränkungen aufgehoben, wodurch die Ukraine jetzt Raketen mit größerer Reichweite gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einsetzen kann.
Die ATACMS-Waffen sollen nach Einschätzung des Experten nun der Ukraine dabei helfen, "auf dem Schlachtfeld wieder etwas in den Vorteil zu kommen". Denn so könnten auch logistische Zentren und Flughäfen im Hinterland Russlands erreicht werden.
Brzoska: Taurus-Lieferung wäre nun leichter
Brzoska erwartet, dass dadurch in Deutschland wieder eine Debatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgelöst wird. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte entsprechende Forderungen aus der Opposition und Teilen der Ampel-Koalition bislang immer abgelehnt.
Zwar sei das nun keine zwangsläufige Entscheidung, meint der Experte. Aber: "Natürlich erleichtert es Deutschland, Taurus zu liefern, wenn die Amerikaner diese Systeme geliefert haben, weil dann eben wir nicht mehr dieses Alleinstellungsmerkmal hätten."