Ein Mann sucht in einem zertrümmerten Viertel in Beirut rennend Schutz vor einem israelischen Luftangriff.
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Interview - Nahostexperte: Netanjahu hat alle Fronten verquickt

Kurz vor dem Jahrestag des Massakers der islamistischen Hamas am 7. Oktober befindet sich Israel an mehreren Fronten mit Krieg. Nach Ansicht des Nahostexperten Robert Chatterjee spielt Israels Ministerpräsident Netanjahu dabei ein strategisches Kalkül aus.

Israel befindet sich im Krieg mit der Hamas und der Hisbollah - und damit im Hintergrund auch mit dem Iran. Auf Seiten der israelischen Regierung erkennt Nahostexperte Robert Chatterjee dabei eine Mehrfronten-Strategie - die Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auch entgegen stellenweiser Kritik aus den eigenen Regierung durchgesetzt habe. "Er hat im Prinzip diese ganzen Fronten - ich würde da auch das Westjordanland dazu zählen - miteinander verquickt und im Prinzip alle voneinander abhängig gemacht", sagt der stellvertretende Chefredakteur des Magazins "zenith. Zeitschrift für den Orient".

Somit habe Netanjahu die Beendigung des Krieges in Gaza abhängig gemacht auch "von der größeren Auseinandersetzung mit der Hisbollah, im Westjordanland und auch mit Iran." Chatterjee sagt, es gäbe keine präzise Formulierung von Kriegszielen für Gaza oder eine Vision für eine Zeit nach dem Krieg.

Gesunkener Einfluss der USA


Die USA haben ihm zufolge derzeit "offensichtlich viel weniger Einfluss" als in früheren Jahren oder Jahrzehnten. "Frühere Aufrufe etwa zum Waffenstillstand in Gaza zu kommen oder da etwas vorzulegen, wie man sich das in Zukunft vorstellt, hat Israel bisjang ja ignoriert", so der Nahostexperte. Er mutmaßt, dass Netanjahu, solange die US-Politik sich um den Präsidentschafts-Wahlkampf drehe, "ein Momentum verspürt, so viel wie möglich an militärischen Zielen bis Ende des Jahres zu erreichen." Ihm zufolge könnten die USA aber wieder den Druck mehr hochfahren, wenn sie etwa eine unkalkulierbare Eskalation befürchten würden.

Die Eskalationen in Nahost im Laufe der vergangenen zwölf Monate hatten begonnen mit der Attacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Die Terroristen töteten mehr als 1.200 Menschen in Israel und verschleppten etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen - viele von ihnen befinden sich noch dort.

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