Teilnehmende einer Demonstration halten vor dem Brandenburger Tor ein Banner mit der Aufschrift "Gegen jeden Antisemitismus" hoch.
picture alliance / Sipa USA | PRESSCOV
Bild: picture alliance / Sipa USA | PRESSCOV Download (mp3, 10 MB)

Interview - Antisemitismus-Initiative: "Müssen Schwarz-Weiß-Denken aufbrechen"

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas polarisiert auch in Deutschland. "Wir müssen wieder zueinander finden", sagt Derviş Hızarcı von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus.

Judenfeindliche Straftaten haben seit Beginn des Konflikts vor einem Jahr, als die radikalislamische Hamas am 7. Oktober 2023 ein Massaker im Süden Israels verübt hat, auch in Deutschland deutlich zugenommen. Er sei sehr besorgt, sagt Derviş Hızarcı, Vorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. "Wenn man mit Jüdinnen und Juden spricht, fühlen sie sich unsicher und unwohl - die Schutzmaßnahmen wurden erweitert", berichtet er.

Besonders problematisch sei, dass viele Menschen sich ihre Informationen nicht mehr über klassische Medien wie Radio, Fernsehen oder Zeitung holen, sondern nur noch über soziale Medien, so Hızarcı. Was in Whatsapp-Gruppen oder auf Tiktok geteilt werde, sei oft sehr einseitig, dramatisch und inszeniert. "Wenn wir beispielsweise im schulischen Bereich Antisemitismus bekämpfen wollen, müssen wir eigentlich auch immer die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern."

Hızarcı: Die gesamte Gesellschaft ist gefordert


Es könne nicht allein Aufgabe von Verbänden sein, gegen Judenfeindlichkeit in Deutschland vorzugehen, fordert Hızarcı. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und wir müssen Wege finden, wie wir zueinander finden, den Nahostkonflikt besser verstehen, einordnen und auch das Schwarz-Weiß-Denken aufbrechen", sagt er. Medien und Politik seien dabei genauso gefordert wie Bürgerinnen und Bürger.

"Gottseidank sind wir hier nicht im Nahen Osten", meint der Vorsitzende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. "Wir dürfen das nicht emotional in gleicher Art und Weise überreagierend hier auch noch mal - leicht zeitversetzt - abspielen. Wir müssen es schaffen, dass wir hier verbal und in den sozialen Medien abrüsten, zueinander finden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken."

Auch auf rbb24inforadio.de

Ein Demonstrant bei einer pro-palästinensischen Demonstration in Berlin
picture alliance / Middle East Images | Babak Bordbar

Interview - Musharbash (SPD): "Israel muss Besatzung beenden"

Am Montag jährt sich der Überfall der Hamas auf Israel. Nazih Musharbash (SPD), Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, fordert in dem Konflikt mehr Druck der Bundesregierung.