Interview - Parteienforscher Hensel: "Das konterkariert den Anspruch der AfD"
Nach der Festnahme seines Assistenten wird Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der AfD für die die Europawahl im Juni, nicht beim Wahlkampftauftakt seiner Partei dabei sein. Parteienforscher Alexander Hensel sieht die AfD deswegen in einer schwierigen Lage.
Der Wahlkampf der AfD für die Europawahl im Juni beginnt ohne ihren Spitzenkandidaten. Schon länger gab es Vorwürfe gegen Maximilian Krah wegen dubioser Verbindungen nach Russland. Nachdem am Dienstag ein Mitarbeiter des Europaabgeordneten festgenommen wurde, weil er für China spioniert haben soll, wird Krah beim Wahlkampfauftakt der AfD nicht dabei sein.
Ob der Vorfall der AfD bei der Europawahl schaden wird, ist noch unklar. Allerdings hat sich die Lage der Partei im Wahlkampf deutlich verschlechtert, sagt Alexander Hensel, Parteienforscher an der Universität Göttingen. Zum einen sei der AfD-Spitzenkandidat deutlich beschädigt. "Damit fehlt der AfD eine zentrale und schlagkräftige Figur, die sie im Wahlkampf vertritt." Andererseits gebe es gerade in dieser Situation mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht eine neue Konkurrenz für die AfD.
Wechselwähler könnten zum BSW abwandern
Während die AfD seit Anfang des Jahres in mehrere Skandale verwickelt sei, gebe es nun eine Partei, die abwandernde AfD-Wähler direkt adressieren könne, so der Politikwissenschaftler. "Es gibt sozusagen eine Alternative zur Alternative." Nach den Vorfällen um Maximilian Krah sei es aktuell schwer für die AfD, das Bild der Partei aufrechtzuerhalten, die besonders stark die deutschen Interessen vertritt.
"Das konterkariert sehr stark den Anspruch der AfD, aber auch die Forderung von national oder nationalistisch eingestellten Wählern." Trotzdem glaubt Hensel nicht daran, dass die AfD-Kernwählerschaft der Partei durch die aktuellen Skandale den Rücken kehren wird. Wenn die AfD Stimmen verlieren werde, dann eher bei den Wechselwählern, prognostiziert der Parteienforscher.