Interview - Experte für humanitäre Hilfe: Geld wird nicht immer richtig eingesetzt
In vielen Gebieten der Erde sind Menschen auf humanitäre Hilfe aus dem Ausland angewiesen. CHA-Direktor Ralf Südhoff fordert eine bessere Abstimmung und Arbeitsteilung von Hilfen. Zudem erklärt er, warum internationale Organisationen ihre Arbeit mehr lokalen Helfern überlassen sollten.
Wie man humanitäre Hilfe besser koordinieren kann, darum geht es unter anderem auf dem European Humanitarian Forum, bei dem sich auf Einladung der EU-Kommission Fachleute und Politiker in Brüssel treffen. Organisiert hat es das Centre for Humanitarian Action (CHA) – das Zentrum für humanitäre Aktion – eine Denkfabrik, die sich eben mit der Organisation von humanitärer Hilfe beschäftigt.
Der CHA-Direktor Ralf Südhoff erklärt, das Geld für humanitäre Hilfe werde nicht dort eingesetzt, wo es am dringendsten gebraucht wird. Es gebe mehr Krisen und weniger Geld. "Das ist fatal, weil die Krisen nehmen zu, die Zahl der Menschen - über 300 Millionen weltweit -, die Hilfe brauchen, steigt, aber die Mittel sinken."
Südhoff verweist darauf, dass viel Hilfe in die Ukraine gehe, aber in Länder Afrikas, Südamerikas oder Asiens mit Hungersnöten und humanitären Krisen zu wenig. Der Experte spricht sich für eine bessere Abstimmung und Arbeitsteilung aus. Außerdem müssten lokale Hilfen gestärkt werden. Dafür müssten auch große internationale Hilfsorganisationen ihre Arbeit und Interessen abgeben und besser mit lokalen Helfern vor Ort zusammenarbeiten.
Lokale Hilfe ist wirksamer, partizipativer und kostengünstiger
Für die lokale Organisationen spreche ihr Know-How vor Ort, in Dörfern oder auf dem Land. Diese wüssten zudem besser, welche Hilfe gebraucht wird, sie hätten besseren Schutz und könnten bei Konflikten die Lage besser einschätzen und die Hilfe günstiger leisten. "Milliarden könnten eingespart werden." Es sei kein Geheimnis, dass internationale Helfer sehr gute Löhne bekommen. "Sie müssen ja häufig mit Familien in Krisengebiete ziehen. Aber lokale Helfer vor Ort können die Hilfe vielfach günstiger leisten und trotzdem von dieser sehr gut leben in ihren Heimatländern", so Südhof.