Beschaedigter Judenstern (Davidstern) an einem Grabmal auf dem Gelaende vom Juedischen Friedhof in Berlin Weissensee.
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Interview - Antisemitismusforscher Benz: FU handelt zu zögerlich

Seit der Eskalation in Nahost gibt es immer wieder Kritik am Umgang mit Antisemitismus an der FU Berlin. Jüngst hat der Angriff auf einen jüdischen Studenten die Debatte weiter aufgeheizt. Antisemitismusforscher Wolfgang Benz sagt, ihn wundere, dass sich die Uni nicht deutlich genug positioniere.

Die Freie Universität Berlin (FU) steht in der Kritik, sie unternehme zu wenig gegen Antisemitismus. Schon im Dezember räumte die Polizei einen Hörsaal, den pro-palästinensische Studierende besetzt hatten. Jetzt hat der Angriff auf einen jüdischen Studenten erneut Kritik an der Uni ausgelöst. Wolfgang Benz, früherer Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin, sagt: "Wenn Gewalt geschehen ist, muss doch ein deutliches Zeichen der Abschreckung, dass man das nicht hinnimmt, erfolgen."

Es dürfe kein Schulterzucken mit Verweis auf rechtliche Hürden geben. Die FU hatte angesichts der Forderungen, den mutmaßlichen Täter zu exmatrikulieren, darauf hingewiesen, dass das Berliner Hochschulgesetz die Möglichkeit dazu stark einschränke. Der Historiker betont aber: "Es muss doch irgendetwas Deutliches getan werden."

Benz: Antisemitismus-Vorwurf wird "schrecklich schnell erhoben"

 

Es müsse durchaus auch die Frage gestellt werden, ob es an der FU zu viel Antisemitismus gebe. Grundsätzlich sei ihm diese Debatte aber zu pauschal, sagt Benz. "Dieser Antisemitismus-Vorwurf wird ja im Augenblick pauschal und überall ganz schrecklich schnell erhoben. Mich selber entsetzt zunächst einmal, tut denn die Freie Universität genug gegen Gewalt?"

Die allgemeine Polarisierung über die Eskalation im Nahen Osten habe sich auch an der FU abgespielt. "Das ist weiter nicht verwunderlich." Was ihn aber wundere sei, dass die Uni bei antisemitischen Äußerungen zögerlich handele, "[...] dass da nicht außerordentlich deutlich und direkt unterbunden wird". Die Uni positioniere sich nicht deutlich genug gegen antisemitische Parolen: "Auseinandersetzung Ja, selbstverständlich, aber Geschrei, Beleidigung Nein."

Hintergrund

Wegner fordert harte Strafe nach Angriff auf jüdischen Studenten

Nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität (FU) fordert Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), dass der Täter schnell und hart bestraft wird. "Die Freie Universität muss handeln. Wir haben immer wieder antisemitische Vorfälle an der FU. Hier erwarte ich, dass solche Taten nicht einfach weggedrückt und heruntergespielt werden. Hier muss es jetzt auch Maßnahmen der Freien Universität geben", sagte Wegner am Mittwoch dem rbb.

Auf X zeigte sich der Regierende Bürgermeister offen dafür, das Hochschulgesetz zu ändern. Wenn das erforderlich sei, werde man in der Koalition darüber sprechen, schrieb Wegner.

Der Zentralrat der Juden hatte gefordert, dass die Freie Universität den Täter exmatrikuliert. Die FU hält das nach derzeitiger Rechtslage für nicht möglich.

Der jüdische Student war am Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23-jähriger pro-palästinensischer Kommilitone soll ihn geschlagen und getreten haben.

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Studenten gehen auf dem Gelände der Freien Universität Berlin in Richtung Hörsaal.
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