Vis à vis - Sängerin Jalda Rebling: "Jede Art von Antisemitismus erschreckt mich"
Gleis 17 am Bahnhof Grunewald erinnert an die Nazi-Deportationen. 1953 kam eine Gruppe von KZ-Überlebenden aus Ostberlin dorthin, um ihn zu einem Ort des Gedenkens zu machen. Darunter war die Sängerin Lin Jaldati, die acht Jahre zuvor Auschwitz überlebt hatte. Matthias Schirmer hat mit ihrer Tochter Jalda Rebling gesprochen.
Vor 79 Jahren - am 27. Januar 1945 - wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit. Unter den Überlebenden des Lagers war die holländische Tänzerin und Sängerin Lin Jaldati. Sie übersiedelte mit ihrem Mann Anfang der 1950er-Jahre von Amsterdam nach Ostberlin.
Bekannte Ostberliner Eltern
Als Widerstandskämpferin, Kommunistin und Musikerin war sie eine bekannte Künstlerin in der DDR. Genau wie ihr Mann, der renommierte Musiker Eberhard Rebling, zugleich ein bekanntes Ostberliner SED-Mitglied. Die Tochter der beiden ist Jalda Rebling. Sie ist Schauspielerin, Sängerin und jüdische Kantorin.
Lin Jaldati gehörte zu den KZ-Überlebenden, die am Gleis 17 im Jahr 1953 einen Gedenkort errichtet haben. "Sie haben da eine Plakette angebracht. Und in dem Moment, als sie sich da versammelten, tauchten die SchuPos auf und erklärten laut und deutlich, die Versammlung sei verboten. Es dürfen keine Reden gehalten werden", erinnert sich Jalda Rebling. Darauf habe ihre Mutter gesagt, dass wohl gesungen werden dürfe: "Und sie war so wütend."
Jalda Rebling spricht mit Matthias Schirmer darüber, wie in der DDR an den Holocaust erinnert wurde. Und auch warum die jüdische Kantorin, die in einem Brandenburger Dörfchen wohnt, gar nicht begeistert ist, wenn sie das Wort "Erinnerungskultur" hört.