Interview - Experte: AfD schöpft Potential sehr erfolgreich aus
32 Prozent würde die AfD aktuell laut neuestem Brandenburg-Trend bei einer Landtagswahl erreichen. Die übrigen Parteien kommen erst mit deutlichem Abstand dahinter. Die dürften auf die Zahlen allerdings nicht ebenfalls mit Populismus reagieren, warnt Rechtsextremismusforscher Gideon Botsch von der Universität Potsdam.
Die AfD ist im Moment auch im neuesten Brandenburg-Trend im Umfrage-Hoch. Mit 32 Prozent würde sie bei einer Landtagswahl mit deutlichem Abstand stärkste Partei werden. "Die AfD schöpft ihr in Umfragen ermittelbares Potential im Augenblick in den Umfragen sehr sehr erfolgreich aus", sagt Gideon Botsch, Politikwissenschaftler an der Universität Potsdam.
Bei den Wählerinnen und Wählern gebe es die Absicht eines Protestwahlverhaltens. Gleichzeitig sei ihre Übereinstimmung mit den Positionen der Partei aber auch durchaus sehr hoch. Außerdem gebe es eine sehr hohe Parteibindung: "Es gibt nur wenige Wähler, die überhaupt eine andere Partei in Erwägung ziehen", sagt der Rechtsextremismusforscher, der auch die Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus am Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien leitet.
Rechtsextremismusforscher: Populistische Strategie der CDU verfehlt
Das sei ein deutliches Signal an andere Parteien. Die AfD-Wählerinnen und -Wählern seien seit langem nicht mehr bereit, zu einer demokratischen Partei zurückzukehren. "Insofern ist diese Strategie, möglichst populistischer zu sein als das Original, doch offenkundig verfehlt", sagt Botsch. Das sehe man auch daran, dass die CDU im Brandenburg-Trend am deutlichsten verloren hat.
In Analysen könne man beobachten, dass es klare Anzeichen einer tiefgehenden Entfremdung vom demokratischen politischen System gebe. "Hier muss man dringendst gegensteuern: Durch eine Redemokratisierung unserer Politik diesen Entfremdungsprozessen begegnen, aber keineswegs durch eine populistische Ansage."