Interview - Thiele: Ukrainer werden in F-16 "lange Lernkurve" brauchen
Die Ukraine drängt schon lange auf die Lieferung westlicher Kampfjets, um die russische Luftüberlegenheit zu brechen. Nun sollen sie F-16-Kampfflugzeuge bekommen können. Der Oberst a. D. Ralph Thiele sieht die Lieferungen aber noch mit Problemen und Fragezeichen verbunden.
Mehrere Entwicklungen in Hinsicht auf den in der Ukraine ausgetragenen russischen Angriffskrieg nehmen jüngst ihren Lauf, so der Vorschlag eines NATO-Spitzenbeamten, demzufolge die Ukraine für einen NATO-Beitritt Gebiete an Russland abtreten könnte. Ralph Thiele, der Vorsitzende der Politisch-Militärischen Gesellschaft Berlin, bewertet die Aussage als "Freudsche Fehlleistung". Es werde dabei etwas gesagt, "was man denkt, aber nicht sagen möchte". Eine der Positionen hinter den Kulissen sei eben, dass man diesen Krieg allmählich beenden müsse, so Thiele.
Dass die USA den Niederlanden und Dänemark nun die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine erlaubt, bewertet Thiele verhalten. "Die Entscheidung der Freigabe bedeutet ja nicht, dass die Flugzeuge kommen", so der Oberst a. D. "Tatsächlich redet man von Anfang 2024, dass diese eintreffen werden." Zudem müssten die Flugzeuge noch entsprechend bewaffnet werden. Auch kämen die ukrainischen Soldaten, so Thiele, ohnehin mit den "ehemaligen russischen Systemen" auf dem Gefechtsfeld besser zurecht.
Thiele: Nur wenige ukrainische Soldaten können Englisch
Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten in den F-16 sieht Thiele als schwieriges Unterfangen. Er spricht davon, dass die Systeme der Flugzeuge sehr komplex seien und es bei vielen der in Frage kommenden ukrainischen Piloten noch an den erforderlichen Englischkenntnissen mangele. "Die ganze Technologie ist auf Englisch bereitgestellt." Nach der Ausbildung werde es ab Anfang 2024 nach Thieles Einschätzung noch "eine lange Lernkurve" geben, "bis das richtig funktioniert".