Interview - Domröse: Ukraine braucht Marschflugkörper "Taurus" für Krim
Die Bundesregierung erwägt Berichten zufolge, Marschflugkörper des Typs "Taurus" an die Ukraine zu liefern. Wie bei anderen Waffensystemen handelt Deutschland zögerlicher als andere Staaten. Das sei vernünftig, denn man wolle nicht eskalieren, sagt Hans-Lothar Domröse, Nato-General a.D.
Das Verteidigungsministerium führe gerade Gespräche mit der Rüstungsindustrie über die Lieferung des Taurus-Systems an die Ukraine, berichtet der "Spiegel". Demnach soll die Reichweite der Marschflugkörper eingeschränkt werden. Hintergrund ist die Sorge, dass die Ukraine sonst Ziele weit im russischen Inland treffen könnte. Deswegen hat Bundeskanzler Scholz (SPD) bislang eine Lieferung abgelehnt.
"Wir wollen nicht eskalieren und das ist ja auch vernünftig", sagt der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse. Bei Taurus verhalte sich die Regierung genauso wie bei anderen Waffensystemen wie etwa Marder-Panzern oder Haubitzen. "Wir liefern immer dann, wenn das Überleben der Ukraine in besonderer Gefahr ist", so Domröse.
Domröse: "Es geht um das Überleben der Ukraine"
Diese Gefahr bestehe aktuell, erklärt er. "Sie brauchen nun mal die Tiefe, weil die Krim rund 500 Kilometer südlich von Cherson ist." Und genau diese Reichweite habe der Marschflugkörper Taurus. Es gehe darum, die russischen Anlagen sowie deren Versorgung und die Befehlsstellungen im besetzten Gebiet zu bekämpfen.
Bedenken, dass die Ukraine das neue Waffensystem verwenden könnte, um direkt Ziele in Russland anzugreifen, relativiert Domröse. Denn es sei einfach ein ungleicher Krieg, Russland verwende schon lange Waffen mit großer Reichweite. "Es geht um das Überleben der Ukraine und die Befreiung der besetzen Gebiete", so der frühere Nato-General.