Interview - Heusgen: Ukraine jetzt schon an Nato heranführen
Eine der zentralen Fragen des Nato-Gipfels in Vilnius dreht sich darum, wie sich das künftige Verhältnis des westlichen Militärbündnisses zur Ukraine gestalten wird? Christoph Heusgen, der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, sieht zwei große Vorteile einer Nato-Mitgliedschaft des Landes nach Kriegsende.
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz ist bekannterweise ein Befürworter einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Die frühstmögliche Mitgliedschaft, so Christoph Heusgen, wäre nach Kriegsende, da eine sofortige Mitgliedschaft bedeuten würde, dass das Bündnis durch den Beistands-Artikel 5 des Nato-Vertrags "in den Krieg gezogen" würde."Wofür ich plädiere ist aber, dass man jetzt schon mit den konkreten Vorbereitungen beginnt, dass man die Ukraine sozusagen zur Familie gehörig einstuft."
Heusgen, der in vorigen Funktionen unter anderem außen- und sicherheitspolitische Berater Angela Merkels während ihrer Kanzlerschaft war, sieht mehrere Vorteile einer Aufnahme der Ukraine in die Nato. "Wenn die Ukraine Nato-Mitglied ist, wird es sich ein Russland unter Putin oder seinem Nachfolger dreimal überlegen, noch einmal einzumarschieren, weil sie wissen: ab dann haben sie es mit dem Büdnis zu tun", sagt der langjährige Diplomat, der derzeit auf dem Gipfel in Vilnius verweilt.
Wiederaufbau mit "ungeheuren Summen"
Zudem sei eine Nato-Mitgliedschaft nötig für den Wiederaufbau, für den Heusgen zufolge "ungeheure Summen" erforderlich sein werden. Private Investoren würden sich, so Heusgen, nur mit der Absicherung einer Nato-Mitgliedschaft daran beteiligen.