Interview - Röttgen (CDU): "Keine Stunde der Diplomatie" mit Russland
Der US-Auslandsgeheimdienst CIA sieht gerade gute Chancen, russische Agenten anzuwerben. Auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen schätzt die Frustration in dem Land als sehr hoch ein. Eine diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs mit Präsident Putin sei aber "eine völlige Illusion".
Die gescheiterte 36-Stunden Revolte der Wagner-Truppe hat Russland nach Ansicht des CDU-Außenpolitikers Norbert Röttgen verändert. "Das Machtsystem in Russland ist nicht mehr dasselbe." Gesichertes Wissen gebe es kaum, jedoch glaube er, dass die Frustration in dem Land sehr hoch sei. Da liege es nahe, dass diese Situation des gestiegenen Misstrauens gegen Präsident Wladimir Putin auch genutzt werde - etwa durch den US-Auslandsgeheimdienst CIA.
Putin führt "Kampf um sein eigenes Überleben"
Wir erlebten allerdings "leider keine Stunde der Diplomatie" im Ukraine-Krieg, ist Röttgen überzeugt. Im Gegenteil: Diplomatie sei "eine völlige Illusion", so der Politiker, der auch Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages ist. Die Realität sei, dass Putin diesen Krieg bewusst führe und ihn auch weiterführen wolle. Er sei seit einiger Zeit ein "Kampf um sein eigenes Überleben geworden".
Nato-Mitgliedschaft der Ukraine erst nach dem Krieg denkbar
In der kommenden Woche ist für den 11. und 12. Juli ein Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius geplant. Hier soll es auch um eine mögliche Mitgliedschaft der Ukraine gehen. Diese Nato-Mitgliedschaft sei nach dem Ende des Krieges ein unabdingbares Mittel, um einen zweiten Krieg der Revanche zu verhindern, meint Röttgen. Vorher sei sie nicht denkbar, da sonst die Nato unmittelbare Kriegspartei würde.