Interview - Politologe: "AfD protestiert in fundamentalistischer Weise"
Die AfD hat ein Hoch: sie ist stark in Umfragen und kündigte an, 2025 erstmals einen eigenen Kanzlerkandidaten aufzustellen. Die Stimmung in der Bevölkerung gegenüber der Ampelkoalition sei schlecht und das komme der AfD zugute, sagt Politikwissenschaftler Hans Vorländer.
Die AfD sei die einzige Partei, die nicht zum Establishment gehöre oder sich selbst davon ausschließe erklärt Hans Vorländer, Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der Technischen Universität Dresden. "Sie protestiert in einer fundamentalistischen Art und Weise und hält das, was die Ampelkoalition macht, für schädlich für das Volk", sagt er.
AfD nutzt Krisen für sich
Die Partei versuche, sich als Stimme des protestierenden Volkes zu inszenieren, so Vorländer. "Und darüber hinaus ist die CDU wohl nicht in der Lage, diese schlechte Stimmung auf sich umzuleiten." Dagegen verstehe es die AfD sehr gut, Krisen für sich zu nutzen und daraus Gewinn zu ziehen - etwa den Krieg in der Ukraine oder die Migrationspolitik.
Um der AfD etwas entgegenzusetzen, müssten die anderen Parteien eine gute, stringente Politik machen und gut kommunizieren - auch wenn das in Krisenzeiten natürlich schwierig sei, sagt der Politikwissenschaftler.
Verfassungsschutz warnt
Er halte es für richtig, sagt Vorländer, dass Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang dazu aufrief, sich genau zu informieren, wofür die AfD steht, bevor man sie wähle. Es gehöre zu dessen Aufgaben, auf die Tendenzen aufmerksam zu machen. Man dürfe aber niemals Menschen beschuldigen, dass sie "falsch wählen" - das sei ein schmaler Grat.