Interview - Politologe: Schwäche der Regierung ist Stärke der AfD
Die AfD liegt laut aktuellem Deutschlandtrend bei aktuell 18 Prozent. Der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke erklärt diesen Höhenflug mit der Schwäche der Ampelregierung und warnt davor, der AfD Regierungsverantwortung zu übertragen.
18 Prozentpunkte für die AfD deutschlandweit, gleichauf mit der Kanzlerpartei SPD - das sagt der aktuelle ARD-Deutschlandtrend. Bisher möchte mit der AfD offiziell keine andere im Bundestag vertretene Partei zusammenarbeiten. Bis jetzt ist die AfD nirgends in Regierungsverantwortung.
Doch wenn es nach ihr geht, soll sich das ändern: Die AfD versucht zur Alternative auch für Koalitionsoptionen zu werden. Eine inhaltliche Wandlung kann der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke allerdings nicht erkennen: "Sie ist in den letzten zehn Jahren immer radikaler geworden."
"Muss man mit einer solchen Partei regieren? Nein!"
Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die AfD in nächster Zukunft in einem östlichen Bundesland stärkste Kraft wird. Und dann, so Lucke, stelle sich die Frage: "Muss man dann mit einer solchen Partei regieren? Ich bin der Meinung: auf keinen Fall."
Die Umfragen zeigen auch, dass selbst ein Großteil der eigenen Wähler der AfD nicht zutraut, die vorhandenen Probleme zu lösen. Deswegen habe es auch für die übrigen Parteien keinen Sinn, der AfD Regierungsverantwortung zu überlassen, um sie bloßzustellen, so Lucke: "Es ist immer eine enorme Gefahr, um es mal historisch zusagen, einer Partei die Macht zu überlassen, um sie quasi dadurch bloßzustellen. Das kann fürchterlich schiefgehen."
Lucke: Regierung steht desolat da
Einen gewichtigen Grund für den Höhenflug der Rechtspopulisten sieht Lucke in der Schwäche der Ampelkoalition: "Eine solche Regierung, die derart desolat dasteht, die in einer zentralen Zukunftsaufgabe wie der Klimafrage keine Lösung findet, weil eine Partei – die FDP – es zum Prinzip gemacht hat, Opposition in der Regierung zu sein, […] die muss Autorität verlieren."