Interview - IW: "China ist immer mehr Systemrivale"
Vor den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen erklärt der Wirtschaftsexperte Jürgen Matthes, dass die wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China weniger seien als viele meinen. Dennoch sei es wichtig, dass die Bunderegierung ihren Kurs gegenüber China anpasse, da das Land immer weniger Partner sei.
Am Montag wurde Chinas Regierungschef Li Qiang vor den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen am Dienstag empfangen. Die neue Marschrichtung der Bundesregierung ist es, Deutschland wirtschaftlich weniger abhängig von China zu machen.
Jürgen Matthes leitet im Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) das Team für internationale Fragen. Er sagt, Deutschland sei gesamtwirtschaftlich weniger abhängig von China, als viele meinen. Demnach hängen nur drei Prozent der Arbeitsplätze direkt und indirekt am Export nach China. Hinzu kämen noch etwa drei Prozent, die am Import hängen.
Es gebe aber einzelne Firmen und Importprodukte, die abhängig von China seien, so Matthes. Unter anderem zählten dazu Rohstoffe und seltene Erden. Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeige sich spätestens, dass "China immer weniger Partner und immer mehr Wettbewerber, aber immer Systemrivale ist."
Chinas Solidarität zu Russland könne zu einer neuen Blockbildung führen. Daher müsse man kritische Abhängigkeiten anschauen und zügig abbauen, erklärt der IW-Vertreter.