Martin Winterkorn (l), Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, und Ferdinand Piech, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Volkswagen AG © dpa
Bild: dpa - Bildfunk

Chronologie - Drei beispiellose Wochen VW-Machtkampf

Gut drei Wochen lang tobte ein beispielloser Machtpoker an der Volkswagen-Spitze - auf dem Höhepunkt verließ VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Konzern. Die Stationen:

10. April: Piëch rückt überraschend von Vorstandschef Martin Winterkorn ab. Er sagt dem "Spiegel": "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Betriebsratschef Bernd Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) - beide im Volkswagen-Aufsichtsrat - stärken Winterkorn daraufhin den Rücken.

12. April: VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche geht auf Abstand zu seinem Cousin Piëch: "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie (...) nicht abgestimmt ist." Die Familien Porsche und Piëch halten die Stimmmehrheit an VW.

16. April: Der engste Kreis des Aufsichtsrats, das sechsköpfige Präsidium, kommt zu einem Sondertreffen in Salzburg zusammen. Mit von der Partie ist auch Vorstandschef Winterkorn.

17. April: Das Aufsichtsrats-Präsidium erklärt, Winterkorn sei der "bestmögliche" Vorstandschef. Sein bis Ende 2016 laufender Vertrag solle verlängert werden. Nach dpa-Informationen hatte Piëch beim Sondertreffen alle übrigen fünf Mitglieder des Präsidiums gegen sich.

19. April: Winterkorn sagt wegen eines grippalen Infekts einen Auftritt auf der Automesse in Shanghai ab. In Medien wird darüber spekuliert, dass nun Piëch um seinen Posten bangen muss. Dies wird im Konzern zurückgewiesen. Der niedersächsische Regierungschef Weil erklärt, er setze weiter sowohl auf Piëch als auch auf Winterkorn. Aufsichtsratsvize Berthold Huber und Konzernbetriebsrat Bernd Osterloh äußern sich ebenfalls in diese Richtung.

22. April: Altkanzler Gerhard Schröder springt Piëch zur Seite. Schröder, der zu seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident selbst im VW-Aufsichtsrat saß, sagt der "Bild"-Zeitung, Piëch habe für den Konzern und dessen Beschäftigte "unermesslich viel getan".

23. April: Nach übereinstimmenden Informationen des NDR, der "Welt" und der dpa hat Piëch versucht, Winterkorn vor der Hauptversammlung am 5. Mai absetzen zu lassen. Piëch dementiert dies und erklärt: "Wir haben uns letzte Woche ausgesprochen. Und uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht."

25. April: Piëch hat den Machtkampf an der VW-Spitze verloren. In einer Pflichtmitteilung für die Börse teilt das Unternehmen überraschend mit, dass der 78-jährige Konzernpatriarch und seine Frau Ursula mit sofortiger Wirkung ihre Kontrollmandate aufgeben.

30. April: Auf Antrag des Konzernvorstandes beruft das Amtsgericht in Braunschweig Piëchs Nichten Louise Kiesling (57) und Julia Kuhn-Piëch (34) als neue Aufsichtsratsmitglieder. Grundlage dafür ist Paragraf 104 im Aktiengesetz. Die beiden Frauen können nun die Amtszeit des Ehepaars Piëch aufbrauchen, sie läuft noch bis Frühling 2017.

30. April: Nach Informationen des "Spiegel", der "Bild" und der dpa wünscht sich Piëch anstelle seiner Nichten den früheren BMW- und Linde-Manager Wolfgang Reitzle, der aktuell den Aufsichtsrat beim Autozulieferer Continental leitet. Die Reitzle-Idee hegte Piëch schon lange vor diesen turbulenten Tagen. Und er wolle die langjährige Siemens-Vorstandsfrau Brigitte Ederer als Kontrolleurin an Bord.

(dpa)

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VW versucht den Neustart

Nach dem erbitterten Machtkampf in der Führungsspitze versucht Volkswagen den Neustart. Am Dienstag stellten sich Vertreter von Vorstand und Aufsichtsrat erstmals den Aktionären. VW-Chef Winterkorn sagte auf der Hauptversammlung in Hannover, hinter dem Unternehmen lägen bewegte Tage - nun sei der Konzern wieder in "ruhigerem Fahrwasser". Alle personellen Fragen im Aussichtsrat würden "zügig und bestmöglich" geregelt, versprach er. Inforadio berichtet ausführlich über das Aktionärstreffen und die Hintergründe.