Der einstige Superstar der griechischen Politik hat sich verändert. Als er im Januar antrat, wollte er das Sparprogramm rückgängig machen. Er verhandelte mit den Geldgebern, vollzog dann eine Kehrtwende, als es schon nach Einigung aussah, und fragte die Griechen in einem Referendum, ob sie das von den Gläubigern vorgeschlagene Maßnahmenpaket akzeptieren oder nicht.
Fast 62 Prozent lehnten es ab. Doch was machte Tsipras? Er stimmte neuen, noch härteren Auflagen zu. Die Renten und die Löhne wollte er erhöhen. Sie wurden gekürzt. Er startete als Idealist und wandelte sich immer mehr zum gewieften Machtpolitiker.
Die Taktik, den Gegner ständig zu überraschen, beherrscht Tsipras seit jungen Jahren. Er durchlief einen klassisch linken Werdegang. Doch die vielen krassen Kehrtwendungen, die er in seiner kurzen Amtszeit als Ministerpräsident vollzog, haben ihm viele seiner klassischen linken Wählerinnen und Wähler nicht verziehen (von den Internationalen Geldgebern ganz zu schweigen).