100 Jahre Kleingartenordnung

Gemeinschaftsgarten Tempelhofer Feld (Bild: imago images/ Winfried Rothermel)
imago images/ Winfried Rothermel

Ein wenig eigenes Grün in der Stadt ermöglichen sich viele Berliner durch Kleingärten. Liebevoll werden sie auch "Laubenpieper" genannt. Die Deutsche Kleingartenordnung ist vor 100 Jahren in Kraft getreten. Aktuell müssen immer mehr Kleingärtenkolonien für Neubauten weichen. Wie war es damals - wie ist es heute? Das beleuchtet Inforadio in dieser Woche.

Neben einer Kleingartenanlage in Berlin-Schmargendorf wird ein neues Wohnquartier gebaut (Bild: imago images/Schöning)
imago images/Schöning

Berliner Gärten sollen weichen - Immobilienentwickler fordert "Gartenstädte"

Vor 100 Jahren wurde in Deutschland die erste Kleingartenordnung verabschiedet. Aber sind die Schrebergärten noch zeitgemäß und bräuchte Berlin die Gartenflächen nicht eher zum Bauen? Der Berliner Immobilienentwickler Arne Piepgras sagt im Inforadio, alle bisherigen Konzepte, um das Wohnungsproblem zu lösen, seien zu klein gedacht.  

Bad Doberan, Schrebergärten (Bild: imago images/ Frank Söllner)
imago images/ Frank Söllner

Reportage - Laubenpieper in Brandenburg dringend gesucht

Kleingärten werden immer hipper und immer mehr Menschen in Berlin wollen einen Garten. Doch die Wartelisten der Kolonien sind lang, bis zu drei Jahre muss man sich gedulden. Anders sieht das in Brandenburg aus, wo Laubenpieper händeringend gesucht werden. Unser Inforadio-Reporter Nico Hecht hat sich in der Prignitz umgehört.

Kleingartenanlage am Plaenterwald (Bild: imago images/ Arnulf Hettrich)
imago images/ Arnulf Hettrich

Ihre Meinungen - Laube oder Wohnhaus - die Inforadio-Umfrage

Was ist nun wichtiger, Wohnungen oder Schrebergärten? Die Diskussion schwelt, seit der Senat im Februar angekündigt hat, dass ab 2020 insgesamt 26 Berliner Kleingartenanlagen dem Bau von 7.000 Wohnungen weichen sollen. Wir haben die Inforadio-Hörerinnen und -Hörer via WhatsApp und Telegram befragt: Sollen Kleingärten aufgegeben werden, um neue Wohnungen zu bauen? Oda Tischewski aus der Inforadio-Redaktion fasst die Antworten zusammen.  

Kleingärten: Fakten und Zahlen

Flughafen XXXL

Die Berliner Kleingärten nehmen eine Fläche von rund 2.900 Hektar ein. Zum Vergleich: Der fertige Flughafen BER soll "nur" insgesamt 1.470 Hektar groß werden. Dies entspricht rund 2.000 Fußballfeldern.

Grüne Innenstadt

Die Kleingärten in Berlin nehmen rund drei Prozent der Stadtfläche ein. Ein Viertel der Gärten sind im Besitz des Landes Berlin. Es gibt kaum eine Metropole weltweit, die eine so große Anzahl an privat genutzten Gärten in ihrer Innenstadt bietet.

Pankow ganz vorne

Die meisten Parzellen hat der Bezirk Pankow – Ende 2018 waren es 10.167 Stück. Pankow weist auch die größte Gesamtfläche an Gärten auf.

Schrebergarten-Stadt Berlin

Deutschlandweit steht Berlin auf Platz eins mit 70.957 Parzellen und 878 Vereinen. Danach folgen Leipzig (41.000 Parzellen; 290 Vereine) und Hamburg (36.000 Parzellen; 311 Vereine).

Geduldige Berliner

In Berlin übersteigt die Nachfrage nach Gärten bei Weitem das Angebot. Rund 12.000 Personen warten auf einen Kleingarten. Die Wartezeit beträgt etwa drei bis fünf Jahre.

Altersschnitt 55 plus

Die durchschnittlichen Laubenpieper in Berlin sind etwa zwischen 55 und 60 Jahren alt. In vielen Kolonien ist der Altersschnitt mit 65 Jahren und älter noch höher. Jüngere Pächter gibt es in Teilen von Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf.

Mehr Datschen im Osten

In den neuen Bundesländern diente die eigene Datsche vor allem der Versorgung mit frischem Obst und Gemüse. 50 Prozent aller Kleingärten der Republik befinden sich im Osten Deutschlands. Doch mit den veränderten Lebensgewohnheiten werden viele Gartenflächen nicht mehr benötigt.

Warum heißt es "Schrebergarten"?

Seinen Namen erhielt der "Schrebergarten" vom Leipziger Arzt Dr. Schreber. Er wollte die körperliche Ertüchtigung von Kindern in der Natur fördern. Der Schuldirektor Dr. Hauschild griff diese Idee wieder auf und gründete einen Eltern- und Lehrerverein mit dem Namen "Schreberverein".

Sammlungen

In Leipzig befindet sich das Deutsche Kleingärtnermuseum.

(Quellen: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, rbb|24, Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.)

Gartenfeier (Bild: imago images/ Christine Müller)
imago images/ Christine Müller

KGA Kreuztal: Zwischen Jubiläumsfreude und Zukunftsangst

Berlins Kleingarten-Idyllen sind gefährdet - vor allem dem Wohnungsbau sollen einige weichen. Möglich wäre das, denn 2020 laufen für viele Kolonien Schutzzeiten ab. 2030 ist es in Treptow bei der Sparte Kreuztal soweit, obwohl der Verein in diesem Jahr sein 100-jähriges Spartenjubiläum feiert. Unser Reporter Nico Hecht hat die Kleingartenanlage Kreuztal besucht und gefragt, was überwiegt: Jubiläumsfreude oder Zukunftsangst?

Spaten und Pflanze (Bild: imago images)
imago stock&people

Ab 2020 Bauen statt Gärtnern in Berlin-Tempelhof?

Berlin muss dringend bauen, es fehlen laut Experten gut 300.000 Wohnungen. Eine Möglichkeit wäre es, in Kleingärten zu bauen, denn nächstes Jahr läuft für viele Kolonien der Schutzstatus aus. Inforadio-Reporter Nico Hecht ist mit unserem Übertragungswagen in Tempelhof - in der Kolonie Eschenallee. 1917 ist die Kolonie gegründet worden, doch schon 2020 könnte Schluss sein.

Gartenzwerge (Bild: imago images/ Christian Fischer)
imago images/ Christian Fischer

Wie geht es weiter mit der Gartenkolonie Eschenallee?

Blumenbeete, Apfelbäume, Planschbecken. Gartenkolonien sind kleine grüne Oasen in der Berliner Großstadt. Ab dem kommenden Jahr sollen aber 15 von ihnen verschwinden. Auf den Flächen sollen Kitas, Schulen oder Krankenhäuser entstehen. Das geht aus dem Entwurf des Berliner Kleingarten-Entwicklungsplans hervor. Inforadio-Reporter Nico Hecht hat mit Pächtern gesprochen, die betroffen sein könnten - in der Neuköllner Kolonie Eschenallee, die 1917 gegründet wurde.

Kleingartenverein Kolonie Westend in Berlin
imago images / Schöning

Evers: "Kleingärten sind wertvolle Reserven für den Artenschutz"

Vor knapp 100 Jahren wurde die erste Kleingartenverordnung verabschiedet - sinngemäß das Grundgesetz der Schrebergärtner. Aktuell wird darüber debattiert, ob immer mehr Schrebergärten zugunsten neuer Wohnungen in Berlin weichen müssen. Aus Sicht von Stefan Evers keine gute Idee: Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Berliner CDU plädiert für mehr Mut bei der Erschließung vorhandener Bauflächen.

Luftbild eines Kleingartenvereins. (Bild: imago/Hans Blossey)
imago/Hans Blossey

Wie funktioniert der Bestandsschutz für Kleingärten?

Berlin braucht Wohnungen. Aber sollen dafür die Schrebergärten herhalten? Der Senat hat einen Kleingartenentwicklungsplan angefertigt - der Entwurf ist da. Wie bei solchen Plänen üblich ist er öffentlich. Alle beteiligten Behörden, Verbände und auch Bürgerinnen und Bürger können ihre Stellungnahmen und Einwände abgeben. Im November soll der Kleingartenentwicklungsplan fertig sein und vom Senat beschlossen werden. Unser landespolitischer Reporter Jan Menzel bringt die wichtigsten Fakten auf den Punkt.