Interview - Schönbrunn (SPD): Schreiben des Auswärtigen Amtes absurd
Das Auswärtige Amt warnt vor einer Instrumentalisierung des Gedenkens an die Schlacht auf den Seelower Höhen. Sina Schönbrunn (SPD) erwidert, man könne dem russischen Botschafter nicht verwehren, seiner Landsleute zu gedenken.
80 Jahre nach Beginn der Schlacht auf den Seelower Höhen wird am Mittwoch dort der Gefallenen gedacht. Geplant ist unter anderem eine Kranzniederlegung und ein stilles Gedenken am Ehrenmal. Nach Angaben des Landkreises Märkisch-Oderland hat sich auch der russische Botschafter Sergej Netschajew angekündigt. Bei der Schlacht kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren unter anderem Zehntausende sowjetische Soldaten gefallen.
Das Gedenken hat vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine eine politische Brisanz. Das Auswärtige Amt hatte in einer Mitteilung empfohlen, keine Vertreter von Russland und Belarus zu Gedenkveranstaltungen einzuladen. Sina Schönbrunn, SPD-Landtagsabgeordnete aus Seelow, weist das zurück. "Ich finde es doch schon recht absurd, so ein Schreiben rauszugeben", sagt sie.
Schönbrunn: "Das ist doch nicht Ziel einer Diplomatie"
Zwar könne sie die Sorge des Auswärtigen Amtes verstehen. Dennoch könne man es dem russischen Botschafter nicht verwehren, seiner Landsleute zu gedenken. "Das ist doch nicht Ziel einer Diplomatie. Und so einen Vertreter vor die Tür zu setzen - völlig unverständlich für mich", so Schönbrunn. Bei der Veranstaltung handele es sich um ein stilles Gedenken. Eine Instrumentalisierung befürchte sie nicht. "Es hat hier immer so stattgefunden in Seelow." Stadt und Landkreis seien gut darauf vorbereitet.
Im April 1945 standen sich auf den Seelower Höhen rund eine Millionen Soldaten der Roten Armee und etwa 120 000 Wehrmachtssoldaten gegenüber. Als Zehntausende von ihnen ihr Leben verloren hatten, lag der Weg nach Berlin offen für die Befreier vom Nazi-Regime.