Interview - Berlins Schülersprecher unterstützt freiwilligen Wehrdienst
Die künftige Bundesregierung will ein freiwilliges Wehrdienst-Modell starten. Es sei beruhigend, dass es erst mal keine Verpflichtung zum Wehrdienst gebe, sagt Berlins Landesschülersprecher Orcun Ilter.
Die künftige Bundesregierung hat mit dem Bundestag - noch in alter Besetzung - beschlossen, neue Schulden aufzunehmen, unter anderem für Sicherheit und Verteidigung. Doch der Bundeswehr fehlt es nicht nur an Geld, sondern auch an Personal. Die Nachwuchsgewinnung ist schwierig - jetzt ist ein freiwilliges Wehrdienstmodell in Arbeit.
Der noch amtierende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) plant, dieses neue Modell in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. "Einerseits ist es beruhigend, dass es keine verpflichtende Wehrdienstleistung geben muss", sagt Berlins Landesschülersprecher Orcun Ilter. Es müsse sich aber erst noch zeigen, welche Erfolge dieses Modell bringen werde.
Ilter: "Plausibler Lösungsvorschlag"
Klar sei, dass die Bundeswehr Personal brauche - gerade in diesen schwierigen Zeiten, räumt Ilter ein. "Da braucht es Lösungen", so der Berliner Schülersprecher. "Das freiwillige Modell ist ein Lösungsvorschlag, der deutlich plausibler ist als die Wiedereinführung der Wehrpflicht."
Zwar könne er persönlich sich nicht vorstellen, zur Bundeswehr zu gehen, sagt der 17-Jährige. "Aber ich finde den Dienst wichtig und möchte das auch noch mal klarstellen." Deswegen sei er durchaus dafür, dass die Bundeswehr auf junge Menschen zugeht, wie es das neue Modell vorsieht. Eine direkte Werbung an Schulen sehe er aber kritisch.
Flucht vor der Realität?
Die Skepsis von jungen Menschen gegenüber dem Wehrdienst sei nicht auf eine Realitätsflucht zurückzuführen, meint Ilter. Es sei ihnen durchaus bewusst, dass die Sicherheit der Bundesrepublik und Europas gerade in Frage stehen. Doch die Sorgen, Ängste und Nöte der Jugendlichen würden zu wenig thematisiert, so der Landesschülersprecher.
Auch an den Schulen mangele es an Aufklärung. Dabei sei die Schule eigentlich ein guter Ort, um Sorgen aufzugreifen und über die Arbeit der Bundeswehr und ihre Notwendigkeit aufzuklären, sagt Ilter.