Interview - Mildner: Konzentration auf Binnenmarkt und neue Partnerschaften
Die EU-Handelsminister sprechen am Montag in Luxemburg über eine Reaktion auf die neuen US-Zölle. Stormy-Annika Mildner vom Aspen-Institut fordert eine breite Strategie dagegen.
In Luxemburg treffen sich am Montag die EU-Handelsminister, um über eine Reaktion zu beraten auf die 20-prozentigen Strafzölle, die Trump künftig bei Waren aus der EU draufschlagen will – auf Autos, Stahl und Aluminium sogar 25 Prozent. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits von geplanten Gegenmaßnahmen gesprochen.
Stormy-Annika Mildner ist die Direktorin des Aspen-Instituts und Expertin für transatlantische Beziehungen und Handelsfragen. Sie sagt, die richtigen Gegenmaßnahmen zu finden, sei gar nicht so einfach: "Auf der einen Seite muss man Zölle erheben, die den USA weh tun, […] sonst kommt es zu keiner Gegenreaktion. […] Auf der anderen Seite dürfen sie eben nicht zu hoch sein, weil man sonst sich selbst schaden würde."
Handelsdefizit schwer "wegzuverhandeln"
Trumps Ziel sei es ja, Handelsüberschüsse abzubauen, so Mildner, was aber gar nicht einfach sei, weil diese verschiedene Ursachen haben: "Unter anderem, weil die USA eben ein besonders konsum- und kauffreudiges Land sind. […] Es sind viele verschiedene Faktoren, die eben diesen Überschuss der EU, beziehungsweise dieses Defizit der USA begründen. Das wegzuverhandeln, wie er sich das vorstellt, das ist enorm schwierig." Die EU könne jedoch anbieten, bestimmte Zölle zu senken oder bestimmte Güter aus den USA mehr zu kaufen.
Die Verbraucher in Deutschland werden von dem Handelskrieg zunächst nicht viel mitbekommen, prognostiziert Mildner. "Aber die Amerikaner werden es sofort spüren. Denn Zölle bedeuten erstmal einen Aufschlag auf die Ware und das bedeutet eben höhere Preise. Und das bedeutet eben mehr Ausgaben für alle Konsumgüter – und das wird der Amerikaner sofort spüren." In Deutschland würde man die Folgen erst zeitverschoben spüren.
Mildner: Zölle sind "Sand im Getriebe" der Wirtschaft
Man dürfe nicht vergessen, dass Deutschland wirtschaftlich sehr eng mit den USA verflochten sei: "Unsere Unternehmen, gerade im Automobil-Sektor, sind unglaublich negativ davon betroffen. Und das bedeutet eben auch nichts Gutes für die Produktion und für den Absatz und dann entsprechend eben für die Arbeitsplätze. […] Diese Zölle sind […] wie Sand im Getriebe unserer Wirtschaft und kosten eben – und das wird sie negativ auf Beschäftigung, Wachstum und so weiter auswirken."
Der EU-Binnenmarkt sei eine der großen Stärken, die man habe, sagt Mildner, "und da gibt es noch ganz viel Potenzial." Deutschland sei zusammen mit Frankreich der Motor der EU-Wirtschaft und müsse das auch in Bezug auf weitere Freihandelsabkommen sein, beispielsweise mit dem Mercosur-Raum und Australien.