Eine Frau trägt in einer Einkaufsmeile eine FFP-2-Maske in der Hand.
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Fünf Jahre Corona: Was sind die Lehren? - Amtsarzt Larscheid: Ausstattungsmängel noch immer verschleppt

Als vor fünf Jahren die Corona-Pandemie ausbrach, versetzte das die Gesundheitsämter in den Ausnahmezustand. An manchen Punkten sei man noch immer aufgestellt wie vor fünf Jahren, beklagt Patrick Larscheid, Amtsarzt in Berlin-Reinickendorf.

Bei der Entwicklung der Gesundheitsämter gebe es fünf Jahre nach der Pandemie ein gemischtes Bild, sagt Patrick Larscheid, Medizinischer Direktor und Amtsarzt des Gesundheitsamtes Reinickendorf in Berlin. Die Ämter haben demnach die Zeit genutzt, um sich untereinander stärker zu vernetzen. "Der Kontakt zu den Kollegen in den anderen Ämtern - insbesondere in Berlin - ist sehr intensiv und eng."

Allerdings seien die massiven Ausstattungsmängel und Projekte der Digitalisierung auf Länder- und Bundesebene verschleppt, verzögert und nicht angegangen worden, so Larscheid. So fehlen etwa weiter einheitliche Softwarelösungen, allein in Berlin gebe es ein Nebeneinander von verschiedenen Systemen. Die Vereinheitlichung werde in den Verwaltungen verzögert. "Das ist eine Organisations- und eine Willensfrage."

Amtsarzt: Beratungsergebnisse kommen nicht in Gesundheitsämtern an

 

In den vergangenen Jahren sind laut dem Amtsarzt immense Summen an Beratungsfirmen gezahlt worden. Allerdings sehe man in den Gesundheitsämtern sehr wenig Effekt davon, "weil an manchen Stellen wir tatsächlich immer noch an dem Punkt sind, wie wir vor fünf Jahren waren".

Besonders in den Bereichen, die mit Kindern zu tun haben, trage man an den Folgen der Pandemie rum. "Kinder sind anders als vor fünf Jahren." Zusätzliches Geld für die Bereiche habe nur vorhandene Lücken gestopft, sagt Larscheid. Eine Aufwertung oder Verbesserung habe es nicht gegeben.

Larscheid: Kinder sind anders als vor fünf Jahren, Familien haben größere Probleme

 

"Wir sehen, dass die Kinder heutzutage in einem anderen Zustand sind und die Familien viel, viel größere Probleme haben", sagt der Amtsarzt. Es sei inzwischen eine Rarität, dass bei der Einschulungsuntersuchung ein Kind einfach so durchgehe und es nichts zu bemerken gebe.

"Immer mehr sehen wir, dass Kinder Therapiebedarf haben." Als Beispiele nennt er logopädische oder ergotherapeutische Unterstützung. Auch die Familien leiden demnach stärker unter der Situation, in der wir leben. Die Gesellschaft müsse sich auch in Zukunft stärker um diese Kinder kümmern, wenn sie groß sind, sagt Larscheid.

Bundespolitik hätte besser kommunizieren müssen in der Pandemie

 

Grundsätzlich müsse man im Rückblick unter die Lupe nehmen, was in der Pandemie gut gelaufen ist und was nicht. Allerdings müsse man bei Forderungen nach der Aufarbeitung der Pandemie auch die Motivation betrachten. "Vieles von dem, was jetzt Aufarbeitungswunsch ist, ist im Grunde genommen nur ein Draufschlagen aus sehr selbstsüchtigen Motiven." Der Amtsarzt selbst bemängelt eine fehlende Kommunikation in der Pandemie. Er selbst habe sich eine bessere Moderatorenrolle der Bundespolitik gewünscht.

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