Vertreter von USA, Ukraine und Saudi-Arabien sitzen bei den Verhandlungen in Jeddah am Konferenztisch.
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Interview - Politologe zur Ukraine: Trumps nächster Schritt ist entscheidend

Bei den Friedensgesprächen in Saudi-Arabien haben sich die USA und die Ukraine auf das Ziel einer Waffenruhe geeinigt. Er sei skeptisch, dass Russland zustimme, sagt Sicherheitsexperte Nico Lange.

Er verstehe nicht ganz, warum viele jetzt denken würden, der russische Präsident Wladimir Putin würde nun eine Waffenruhe wollen, sagt Politikwissenschaftler Nico Lange von der Zeitenwende-Initiative der Münchner Sicherheitskonferenz. Denn dieser habe die Ukraine vor drei Jahren angegriffen und führe seitdem Krieg. "Wenn Putin wollen würde, könnte er jederzeit den Krieg beenden - er muss ja nur seine Angriffe einstellen", so Lange.

Er habe den Eindruck, Putin sage zwar Ja zu einer Waffenruhe, meine aber Nein, sagt der Sicherheitsexperte. Denn der russische Präsident fordere im Gegenzug für einen Waffenstillstand, dass die Ukraine sich ergebe und die Nato-Truppen sich aus Mittel- und Osteuropa zurückziehen - und damit stelle er "unerfüllbare Bedingungen", auch um die Schuld am Fortgang des Kriegs anderen zuzuweisen.

USA üben Druck auf beide Seiten aus


Es sei nun interessant, wie sich US-Präsident Donald Trump als nächstes verhalte, so Lange. "Trump glaubt, wenn er Druck auf die Ukraine ausübt und Druck auf Russland ausübt, dann kriegt er beide dazu, einem Waffenstillstand zuzustimmen und weiter über Frieden zu reden." Aber offenbar reiche der Druck auf Putin nicht aus.

Trump könne es jetzt über die Ölpreise oder weitere Sanktionen versuchen. "Möglicherweise ist aber– und das glaube ich - auch weiterer militärischer Druck nötig, indem man die Ukraine weiter ausstattet", meint der Politologe. "Da ist jetzt der nächste Schritt von Trump entscheidend." Die Ukraine könne er jedenfalls nicht weiter unter Druck setzen.

Lange: Auch Europa muss aktiv werden


Gleichzeitig müsse sich auch Europa für einen Frieden in der Ukraine einsetzen, fordert Lange. "Wenn wir Europäer jetzt alle nur dasitzen und Trump-TV gucken und nicht aktiv sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch", sagt er. Wirtschaftlicher Druck auf Russland sei möglich.

"Es ist für mich zum Beispiel völlig unverständlich, warum Europäer - auch wir - über Drittmärkte russisches Öl, Gas und LNG kaufen", sagt der Sicherheitsexperte. "Wir unterstützen die Ukraine und gleichzeitig füllen wir Putins Kriegskasse. Das ist doch nicht logisch."

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